Daniels Nachtvision (2)
In den letzten News sahen wir, dass die vier Tiere oder antichristlichen Reiche aus Daniel 7 aus dem tobenden Meer der Menschheitsgeschichte aufsteigen. Dies alles wird vom souveränen und gerechten Gott des Himmels und der Erde beschlossen, beherrscht und geplant.
Die drei Phasen des vierten Tieres werden in den Versen 19-21 und 23-25 beschrieben. Phase eins bedeutet die Herrschaft des vierten Tieres (V. 19,23). Die zweite Phase ist die Zeit der zehn Hörner, die aus dem Kopf des vierten Tieres aufsteigen (V. 20,24). Phase drei ist das Aufstreben des kleinen Horns aus der Mitte der zehn Hörnern heraus (V. 20-21, 24-25).
Das Römische Reich zerfiel 476 (wenn auch Teile von ihm im Osten weiter bestehen blieben bis Konstantinopel 1453 den Muslimen zufiel). Seit dem sucht man vergebens nach zehn bestimmten Reichen. Zehn ist die Zahl der Vollkommenheit, wie die zehn Gebote (eine vollständige Zusammenfassung von Gottes Gesetz) und die zehn Plagen (ein vollständiges Gericht, verhängt über Ägypten). Die verschiedenen Königreiche und Mächte Europas beinhalteten seit dem Zerfall des Römischen Reiches, verschiedene Aspekte des Römischen Reiches und sind ohne dieses unerklärbar.
Das vierte Tier (Rom) ist gefallen. Wir leben in den Tagen der zehn Hörner. Als nächstes kommt die dritte Phase des vierten Tieres auf uns zu: die des Antichristen oder kleinen Horns. Gemäß Vers 8 steigt das kleine Horn aus den Mächten des post-römischen Weltreiches empor, ersetzt damit die Mächte dieser Welt (drei Hörner) und unterwirft sie (V. 24).
Als ein „Horn” ist der Antichrist mächtig (das Horn ist ein Symbol der Stärke). Er überwindet drei Hörner und unterscheidet sich von den vorangegangenen zehn Hörnern (V. 24), weil er viel größer ist. Dennoch ist er immer noch ein Mensch und kein Dämon oder Teufel. Er hat „Augen wie Menschenaugen” und er ist ein „kleines Horn” (V. 8). Aber sein anmaßender Hochmut ist etwas, das betrachtet werden sollte. Er sieht „so viel größer aus […] als seine Gefährten” (V. 20). Er hat ein Maul, das große [d.h. pompöse] Dinge redete” (V. 8, 11). Mit diesem Maul spricht er „große Dinge” — über sich selbst (V. 20)! Er lästert Gott: „er wird [freche] Reden gegen den Höchsten führen” (V. 25). Das kleine Horn ist der „Mensch der Sünde” und der „Sohn des Verderbens”, der „sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt” (2.Thess. 2,3-4).
In Daniels Nachtvision verfolgt der Antichrist die Kirche und verwüstet sie: „Ich schaute, wie dieses Horn Krieg führte mit den Heiligen und sie überwand” (Dan. 7,21). Er schindet und reibt sie auf wie ein Kleidungsstück (V. 25). Er ändert „Zeiten und Gesetze” (V. 25), indem er zum Beispiel den Sonntag entehrt und ein gottloses Gesetzsystem entwirft, durch das er die Heiligen in Armut stürzt, gefangen nimmt und umbringt.
Obwohl das kleine Horn noch nicht emporgestiegen ist, schreiten die antichristlichen Herrscher in Staat und Kirche, in dieser Periode der zehn Hörner, in den Sünden immer weiter voran. Gottlose Gesetze treten in Kraft; zum Beispiel gegen Christen, die sich gegen die Sünde der Sodomie aussprechen oder gegen Prediger, als wäre die treue Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus ein Hassverbrechen. In Deutschland ist es Christen verboten ihre Kinder zu Hause im Licht der Schrift zu unterrichten.
Denk an die Verfolgung bekennender Christen in muslimischen Ländern: Tausende wurden im Süden Sudans niedergemetzelt; Kirchengebäude wurden zerstört und Christen wurden in Indonesien, im südlichen Teil der Philippinen und in Nigeria umgebracht; Christen flüchten aus dem Irak etc. In vielen islamischen Ländern ist das Evangelisieren unter Muslimen verboten — in Opposition zu Christus großem Auftrag — und christliche Schulen oder Kirchen zu bauen oder sie auch nur zu reparieren wird von der Obrigkeit oder von der feindlich gesinnten Bevölkerung erschwert. Die antichristliche Welt sucht die Heiligen zu zermürben und auszulaugen: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden” (Matt. 24,13).
Die Königreiche der Tiere, des vierten Tieres und der zehn Hörner und des kleinen Horns erhalten ihre Macht allein von dem einen wahren Gott, der ihnen ihre Herrschaft verleiht (Dan. 7,6). Die antichristlichen Königreiche können Gottes Volk nur verfolgen, weil der lebendige Gott sie „in [ihre] Gewalt gegeben” hat (V. 25). Sogar die Zeit ihrer Macht ist beschränkt. Die vier Tiere steigen nacheinander auf und vernichten dabei ihre Vorgänger. Die zehn Hörner treten die Nachfolge des vierten Tieres an, deren Nachfolge wiederum das kleine Horn antritt. Die Heiligen „werden in seine Gewalt gegeben für eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit” (V. 25). Man könnte denken, dass den ersten beiden Begriffen in der Sequenz (eine Zeit, zwei Zeiten) der Begriff „drei Zeiten” (durch Addition) oder „vier Zeiten” (durch Verdoppelung) folgen würde. Statt dessen lautet der dritte Begriff in der Sequenz „halbe Zeit”. Mit anderen Worten: Gott verkürzt die Zeit des kleinen Horns um der Erwählten Willen, weil sie nicht mehr ertragen könnten (Matt. 24,22).
Schließlich werden die antichristlichen Königreiche gerichtet. Daniel 7 sagt am meisten über die Verurteilung des Antichristen selbst, dem kleinen Horn, denn er ist die letzte und größte antichristliche Macht. Das kleine Horn selbst wird sogar als „das Tier” (V. 11) bezeichnet; das Buch der Offenbarung greift das auf.
Am Ende der Welt, wenn die Macht des Antichristen auf ihrem Höhepunkt steht und er zu triumphieren scheint, wird Gott das letzte Gericht einberufen. Das Gericht wird versammelt werden, der Hochbetagte setzt sich gekleidet in Gerechtigkeit und Ehre und „sein Thron [ist wie] Feuerflammen und dessen Räder ein brennendes Feuer” (V. 9). Er ist umgeben von Millionen Engeln und ein Feuerstrom ergießt sich vor ihm (V. 10). Wenn die Bücher geöffnet werden und die Aufzeichnungen der Taten aller Menschen verlesen werden (V. 10), wird über eine Person besonders gerichtet: das kleine Horn oder Tier, das inmitten seiner Prahlereien und Blasphemien gestoppt werden wird (V. 11). Er wird getötet und in die Hölle geworfen (V. 11) und die anderen Tiere werden verurteilt (V. 12).
Das Königreich ist nicht das des Antichristen, es ist Gottes Königreich! Am letzten Tag wird Gott Christus öffentlich ausrufen, „einer […], gleich dem Sohn eines Menschen”, der allumfassende Herrscher mit einer ewig währenden Herrschaft (V. 13-14; Off. 11,15). Jesus ist der Herr; alle müssen sich vor ihm beugen und ihn bekennen (Phil. 2,10-11)! Rev. Stewart
Sind alle Kinder von Gläubigen gerettet?
Frage: „ Prof. Hanko schrieb ‘Wenn Eltern auf dem Missionsfeld bekehrt werden, sind ihre Kinder ebenfalls gerettet…’ Das hört sich an, als ob alle Kinder von allen Gläubigen notwendigerweise gerettet würden. Mit Bezug auf seine zitierten Bibelstellen, würde ich eher denken, dass dies ein Versprechen an gläubige Eltern ist, aber keine Garantie, richtig? Aber warum ist ein Versprechen keine Garantie? Ist es wegen des 11. Kapitels im Römerbrief, wo geschrieben steht, dass auch in der Linie des Bundes nicht jeder gerettet werden wird? So dass wir wissen, dass obwohl es ein Versprechen ist, dass einige Kinder von Gläubigen gerettet werden, es nicht jedes Kind sein wird.”
Diese Frage ist überhaupt nicht ungewöhnlich. Ich habe über die Jahre festgestellt, dass die biblische Sichtweise des Bundes fast immer dieselbe oder ein ähnliche Frage hervorruft.
Die Fragende zitiert mich richtig und hat recht, wenn sie später in ihrer E-Mail sagt: „Es ist klar, dass er nicht meint, dass alle von Gläubigen geborene Kinder gerettet sind”. Allerdings ist nicht wahr, dass ein göttliches Versprechen keine Garantie ist. Menschliche Versprechen mögen keine Garantie sein, aber Gottes Versprechen ist eine (s. Heb 6,13-20). Was er verspricht, wird er tun.
Wie ist es möglich zu sagen, dass Gott verspricht Gläubige und ihre Kinder zu retten und dennoch rettet er nicht alle von ihnen? Beachte erstens, dass ich die Schrift selbst zitiert habe. Als Gott seinen Bund mit Abraham errichtete, sagte er nicht, er würde seinen Bund mit Abraham und einigen seiner Nachkommen errichten. Gott sagte: „Und ich will meinen Bund aufrichten zwischen mir und dir und deinem Samen nach dir von Geschlecht zu Geschlecht als einen ewigen Bund, dein Gott zu sein und der deines Samens nach dir” (1.Mose 17,7).
Als Petrus sich an die besorgte Menge wendet, die ihn an Pfingsten predigen gehört hat, gebietet er ihnen Buße zu tun: „Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird” (Apg. 2,39). Petrus sagt nicht „einige eurer Kinder”. Er sagt einfach „und euren Kindern”. Gottes Versprechen ist die Erlösungsgarantie und so wird Erlösung Gläubigen und ihren Kindern versprochen. Allerdings wird das Verspechen von diesem Zusatz eingeschränkt: „so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird”, in Anlehnung an Gottes wirksamen Ruf seiner Erwählten.
Gott sagt in der Schrift niemals, dass die Erlösungsversprechungen den Gläubigen und all ihren Kindern gelten. Sie spricht von „Kindern” und „Generationen” im Allgemeinen. Dass diese Ausdrucksweisen bedeuten, Gott sage all unseren Kindern Erlösung zu, ist eine unberechtigte Annahme, die im Widerspruch zu Gottes Wort steht. Die Leserin verweist richtigerweise auf Römer 11, zusätzlich zu meinem Verweis auf Römer 9 in den letzten News. Die Geschichte der israelitischen Nation selbst, legt nicht nur Zeugnis davon ab, dass Gott nicht alle Nachkommen von Gläubigen rettet, sondern auch, dass die Mehrheit der Kinder von Gläubigen nicht gerettet wird (s. Jes. 1,8-9).
Viele halten daran fest, dass das Versprechen — besonders jenes, das in der Taufe enthalten ist — bedeutet, dass Gott sein Versprechen jedem getauften Kind gibt; dass dieses Versprechen jedoch konditional ist und denjenigen, die die Bedingungen nicht erfüllen, nicht zuteil wird. Das in Missionseinsätzen gepredigte Versprechen wird dann allen gegeben, die zuhören, denn so sagen sie, das Evangelium ist ein wohlmeinendes, konditionales Angebot. Aber konditionale Theologie ist arminianische Theologie!
Wir sprechen genau so wie die Schrift spricht, in unserer normalen alltäglichen Sprache. Ein Bauer geht hinaus, um sein Feld abzuernten — in dieser Art und Weise spricht er. Doch es gibt auch Unkraut auf seinem Feld. Erntet er das Unkraut? Sagt er: „Ich gehe hinaus, um etwas von dem zu ernten, was auf meinem Feld wächst?” Nein! Er betrachtet das Feld aus dem Blickwinkel seiner Absicht. Seine Absicht ist nicht, Dornen und Disteln zu sähen und zu ernten, obwohl sie wie das Getreide „abgeerntet” werden. Seine Absicht ist sein Getreide.
Gott handelt mit den Menschen, und besonders mit seinem Bundesvolk, organisch. In Johannes 15 wird die gesamte Pflanze des von Gott erklärten Volkes als Weinreben bezeichnet, aber einige Zweige werden abgeschnitten, denn sie tragen keine Frucht (s. Psalm 80; Jes. 5). In den Propheten spricht Gott sogar vom abtrünnigen Israel als „mein Volk”. Er spricht die Nation als Ganzes an. Scharf und wütend tadelt er sie für ihre Sünden und spricht von dem herannahenden Urteil der Gefangenschaft zu ihnen. Aber er macht auch der gesamten Nation kostbare Versprechungen im Hinblick auf Erneuerung, Befreiung und Segnung. Wie kann Gott das tun? Wie kann er von der ganzen Nation als „mein Volk” sprechen und von beidem, Urteil und Erlösung, sprechen? Wie kann ein Bauer von seinem Feld als einem Weizenfeld sprechen, wenn sein Feld voller Unkraut ist?
Wenn Gott sich gnädig an die israelitische Nation (und die Gemeinde in allen Zeiten) wendet, betrachtet er sie aus der Perspektive der Erwählung in Christus. Gott will seine erwählte Gemeinde sammeln und verherrlichen. Aus diesem Grund machen uns die Parabeln von dem Unkraut im Feld und dem Fischernetz, welches guten und schlechten Fisch enthält, deutlich, dass der Weizen und das Unkraut nicht vor dem Ende der Welt getrennt werden und dass die schlechten Fische auf die Ufer der Ewigkeit geworfen werden.
Das Gebot, Buße zu tun und an Christus zu glauben, geht durch die Predigt (wie auch durch die Taufe, die als ein Zeichen und Siegel die Wahrheit des Evangeliums bestätigt) an alle, die es hören. Das Gebot stellt jeden vor die Aufforderung, Sünden zu bereuen — Erwählte und Verworfene gleichermaßen. Das Versprechen, das beim Predigen immer verkündet wird lautet: „Alle, die an Christus glauben sind gerettet.” Alle hören das — Erwählte und Verworfene gleichermaßen. Doch das Versprechen richtet sich nur an die Erwählten bzw. zu deren Wohl.
Gott gebraucht das Evangelium, um den Erwählten die Erlösung zu bringen, denn der äußerliche Ruf wird vom wirksamen Ruf begleitet. Der Rest wird in seinen Sünden verhärtet und wird reif für das Gericht werden, denn sie werden und können dem Gebot, Buße zu tun und an Christus zu glauben, keine Folge leisten. Gottes Absicht wird demnach erfüllt: Die Absicht, seine erwählte Gemeinde zu erlösen und sein gerechtes Gericht über die Verworfenen, wegen all ihrer Boshaftigkeit kommen zu lassen.
Wir müssen lernen im Sinne eines Organismus zu denken. Gott geht immer auf diese Weise mit der Menschheit um. Der Arminianismus ist individualistisch: jeder Mensch steht für sich alleine. Es ist alles nur eine Frage der Beziehung eines Individuums zu Gott. Es ist natürlich wahr, dass jeder Mensch für seine eigenen Taten vor Gott Rechenschaft ablegen muss, aber er lebt auch in einer organischen Einheit mit den anderen Heiligen, seiner Familie und seiner Nation. Auf Basis all dieser Beziehungen wird Gott ihn richten.
Nicht zuletzt dient Gottes Verurteilung der Gottlosen der Erlösung der Erwählten, denn „Zion wird durch Recht erlöst werden” (Jes. 1,27). Das Wort Gottes aus Hebräer 6,7-8 ist erfüllt: „Denn ein Erdreich, das den Regen trinkt, der sich öfters darüber ergießt, und nützliches Gewächs hervorbringt denen, für die es bebaut wird, empfängt Segen von Gott; dasjenige aber, das Dornen und Disteln trägt, ist untauglich und dem Fluch nahe; es wird am Ende verbrannt.”
Gott rettet seine Erwählten aus dem Organismus der menschlichen Rasse heraus, die in Adam gefallen ist, um einen neuen Organismus zu schaffen, die Gemeinde in Christus, dem zweiten Adam. Prof. Hanko
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