Ronald Hanko
Was ist die wahre Gemeinde Jesu Christi und wo kann man sie finden? Das ist eine schwierige, aber wichtige Frage, die gestellt werden muss, wenn wir Mitglieder der sichtbaren Gemeinde werden wollen. In vielen Fällen kann diese Frage nicht so einfach beantwortet werden.
Was diese Frage noch schwieriger macht ist die Möglichkeit, dass eine Gemeinde, die einst die Gemeinde Christi gewesen ist, zu einer falschen Gemeinde wird. Christus warnt die Gemeinde aus Ephesus in Offenbarung 2,5 davor.
Dass die Gemeinde in Ephesus in Gefahr war, eine falsche Gemeinde zu werden, ist durch Jesu Drohung ihren „Leuchter” zu entfernen offenkundig. Diese Leuchter dienten als Veranschaulichung der wahren Gemeinde, die mit dem Öl des Geistes brannte (Sach. 4,1-6; Hebr. 1,9) und ein Licht dieser Welt war (Mt. 5,14). Die Gemeinde in Ephesus war sowohl in Gefahr den Geist als auch sein Licht zu verlieren. Die Tatsache, dass der Gemeinde mit der Entfernung ihres Leuchters gedroht wurde, bedeutete, dass sie nicht länger Christus angehören würde. Er würde nicht länger unter ihr wandeln (Offb. 1,12-13). Auf die gleiche Art droht Christus damit, Laodizea auszuspeien (Offb. 3,16).
Was so furchteinflößend in den Fällen dieser beiden Gemeinden ist, dass Christus ihnen das Gericht androht, weil sie ihre erste Liebe verlassen haben (Offb. 2,4), lauwarm sind und sich in fleischlicher Sicherheit wiegen (Offb. 3,16-17). Kein Zweifel, es gibt heutzutage viele Gemeinden, die sich in der Gefahr befinden, aus den selben Gründen unter das gleiche Urteil zu fallen.
Die wahre Gemeinde Christi ist daher die Gemeinde, die ihre erste Liebe bewahrt (Offb. 2,4), tut, was Gott gebietet (V. 5), treu ist (V. 10), Buße tut (V. 16), an dem festhält, was sie hat (V. 25), wachsam ist (Offb. 3,3), darauf achtgibt, dass ihre Mitglieder ihre Kleider nicht beflecken (V. 4), Christus Wort bewahrt und seinen Namen nicht verleugnet (V. 8). Davon gibt es heute nicht viele.
Diese Passagen machen deutlich, dass nicht alle Gemeinden gleich rein sind. Die Gemeinden, die Christus in Offenbarung 2 und 3 anspricht rangieren von Gemeinden gegen die er keine Beschwerden hat bis zu solchen, die von Vernichtung bedroht sind. Nichtsdestotrotz werden sie immer noch als Gemeinden angesprochen, genau wie die Gemeinde in Korinth mit all ihren Problemen.
Wir sollten dies im Gedächtnis bewahren, denn das bedeutet, dass wir bei der Suche nach einer wahren Gemeinde, nicht nach einer perfekten Gemeinde Ausschau halten sollten. Solange Sünde in dieser Welt und in Gottes Volk vorhanden ist, werden wir keine perfekte Gemeinde finden.
Keine Gemeinde oder Denomination kann behaupten, so wie es die römisch katholische Kirche und einige protestantische Gemeinden tun, die einzig wahre Gemeinde Christi zu sein. Eine weite Spannbreite von Gemeinden existiert, mehr oder weniger rein und wahr, die zumindest zu einem gewissen Grad die Gemeinde Christi repräsentieren. Wenn wir nicht bedenken, dass Unvollkommenheiten in den Gemeinden auf der Erde herrschen, könnten wir uns dazu entschließen, keiner Gemeinde beizutreten. Doch das stünde im Widerspruch zu Hebräer 10,24-25 wo geschrieben steht: „und laßt uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so mehr, als ihr den Tag herannahen seht!”
Dennoch machen die Worte Christi an die Gemeinden in Offenbarung zwei und drei deutlich, dass wir sowohl bei der Suche nach Mitgliedschaft in einer Gemeinde als auch in der Erfüllung der Pflichten als Mitglieder um seinetwillen nach Reinheit, Wahrheit und Treue suchen müssen.
aus: Ronald Hanko, 2004: Doctrine According to Godliness. A Primer of Reformed Doctrine, S. 245ff.
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