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Die theistische Evolution auf dem Prüfstand

 

von David Crossett

 

Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? Was hat der Tempel Gottes für Gleichheit mit den Götzen? Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht: “Ich will unter ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein (2. Korinther 6,14-16).

Moderne Zeiten

Der Darwinismus, oder – genauer gesagt – der Neodarwinismus wird in unseren Schulen und Universitäten gelehrt, wir hören davon im Radio und im Fernsehen und leider auch in vielen unserer heutigen „Gemeinden“. Reformierte Gläubige, die an einer Universität studieren, sind meist zum ersten Mal gezwungen, in Diskussionen mit ungläubigen Professoren und Kommilitonen ihre Überzeugungen zu verteidigen – gerade wenn sie zuvor in den Genuss von christlichen Schulen kamen. Dr. Gary Parker, ein früherer Evolutionsbiologe, der (durch die Gnade Gottes) die schriftgemäße Lehre des Kreationismus übernommen hat, beschrieb den Darwinismus als eine „Weltanschauung, eine Ersatzreligion, ein Ersatz für Gott“. Dies war der Grund, warum er diese Lehre leidenschaftlich vertrat, er betrachtete es als seine Aufgabe, seinen Studenten zu helfen, alte, „vorwissenschaftliche“ Aberglauben wie den christlichen Glauben abzulegen.1 Die Tränen, die er in den Augen seiner Studenten hervorgerufen hatte, sind nicht nur ein Beleg und ein Mahnmal dafür, welche Not die Verbreitung einer Lehre mit solchem Eifer hervorrufen kann, sondern zeigen auch die Verachtung, mit der der Großteil der Welt der Wissenschaft biblischem Kreationismus begegnet.

Aufgrund der Tatsache, dass die Evolutionstheorie in der weltlichen Gesellschaft so etabliert ist, verwundert es uns als Christen kaum, wenn wir in akademischen Kreisen davon hören. Trauriger und letztlich schockierender, vor allem für diejenigen von uns, die in den Wahrheiten des reformierten Glaubens aufgewachsen sind, ist, dass viele in unserer Zeit dies auch in „Gemeinden“ erwarten, die behaupten, den Namen Christi zu bekennen. Alan Colburn und Laura Henriques, zwei Sozialwissenschaftler, untersuchten die Ansichten von Geistlichen verschiedener Konfessionen. Obwohl man viel über die Sichtweisen sagen könnte, die sich durch das ganze Papier ziehen, erschien mir eine Aussage, die sie machten, besonders unglaublich:

Das Konzept der theistischen Evolution verdient hier besondere Erwähnung, da fast alle der von uns befragten Geistlichen wahrscheinlich Überzeugungen hatten, die aus unserer Sicht in diese Kategorie fallen würden […] Fast alle der von uns befragten Geistlichen akzeptierten die Wahrheit der Evolution und der natürlichen Selektion als wissenschaftliche Erklärung und Beschreibung der Realität.2

Die sogenannte „Gemeinde“ (ich benutze den Begriff hier im weltlichen Sinne) ist vom Bösen durchdrungen, da sie versucht, die Wahrheiten der Schrift mit weltlichem Humanismus zu verbinden. „Fast alle“ der befragten Geistlichen akzeptierten die „Wahrheit“ der Evolution, wie Colburn und Henriques es zusammenfassten.

Weitere Belege für eine solche Sichtweise sind nicht schwer zu finden. Rowan Williams, der Erzbischof von Canterbury wird in einem Interview mit der Zeitung „Guardian“ 2006 mit den Worten zitiert: „Meine Sorge ist, dass der Kreationismus der Lehre einer Schöpfung letztlich abträglich ist, statt ihr zu nutzen.“3 Man ist geneigt zu fragen, warum die Heilige Schrift, die doch von Gott inspiriert ist, für das Verständnis der Schöpfung nicht ausreichend geeignet sein soll. Wann sollte es Gott jemals misslungen sein, seine Herrlichkeit an die erste Stelle zu setzen (Kolosser 1,16-18; Römer 11,36)? Will der Erzbischof etwa zum Ausdruck bringen, dass die Vorstellungen von (törichten) Menschen (Psalm 14,1; 53,1) die Lehre der Schöpfung aufwerten? „Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, daß du mit Gott rechten willst?“ (Römer 9,20) 2. Samuel 6,6-7 dient als drastische Erinnerung für diejenigen, die den Eindruck haben, dass der HERR die Hilfe von völlig verdorbenen Menschen benötigt, um seine Herrlichkeit zu erhöhen. In seinem Zorn schlug Gott Usa, so dass er starb – ähnlich reagiert Gott auch heute noch. Sein Heiliger Geist wird von den Lügen, die von den Kanzeln dieser Gemeinden verkündet werden, betrübt – und so zieht er sich zurück. Ironischerweise sind es gerade die menschlichen Konzepte um Besucher in die Gemeinde zu holen, die Gott als Mittel benutzt, um diese Besucher der Gemeinde wieder zu entziehen. Damit überlässt er den weltlichen Samen den Lüsten ihres Fleisches und den sündigen Neigungen ihres Herzens (Römer 1,28).

Das konkrete Konzept, auf das ich mich hier beziehe, ist die Lüge der „Theistischen Evolution“. Im Kern ist die theistische Evolution eine vom Menschen geschaffene Lehre, die behauptet, dass es einen „Schöpfer“-Gott gibt, sich aber gleichzeitig an den wissenschaftlichen Humanismus hält und so versucht, die Schöpfungsgeschichte mit dem heutigen wissenschaftlichen Denken über die darwinistische Evolution in Übereinstimmung zu bringen. Letztlich ist es die „pragmatische“ Lösung des Konfliktes zwischen der biblischen Schöpfungserzählung und dem heutigen evolutionären Denken.

Da Parker die Evolution als ein Zusammenspiel von „Zeit, Zufall, Kampf und Tod“4 beschreibt, werde ich versuchen, die theistische Evolution anhand dieser kurzen Beschreibung zu widerlegen, indem ich ihre grundlegenden Fehler anhand der Schöpfungserzählung, wie sie in 1. Mose 1 zu finden ist, darstelle.


Zeit

Wir sind alle der Zeit unterworfen. 1. Mose 1 fängt an mit „Am Anfang schuf Gott“. Das lehrt uns, dass Gottes Allmacht die Ursache aller Dinge ist. Er ist die Quelle, aus der alles stammt, was existiert hat, was gegenwärtig existiert und was zukünftig existieren wird. Gott ist ewig, Er hat weder Anfang noch Ende – die Schöpfung jedoch geschah zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, und zwar „Am Anfang“. Der Mensch wird von den Vertretern der Evolutionslehre als das derzeit am höchsten entwickelte Resultat des evolutionären Entwicklungsprozesses angesehen. Dagegen besagt 1. Mose 1, dass der Mensch am Anfang geschaffen wurde. Christus betont dies in Matthäus 19,4, wo er sagt, dass der Mensch „am Anfang“ als Mann und Frau geschaffen wurden. Das widerspricht den Annahmen der Evolutionstheorie und damit auch jenen der theistischen Evolution, der zufolge der Mensch erst etwa 5 Milliarden Jahre nach dem Anfang auftrat. Wenn also die theistische Evolution Recht hätte, wie käme Christus dann dazu zu sagen, dass der Mensch am Anfang geschaffen wurde – ohne seine Natur als das Lamm Gottes ohne Fehl und Makel einzubüßen?

Die biblische Erzählung, so wie sie in der inspirierten Heiligen Schrift wiedergegeben ist, lehrt eine Sechs-Tage-Schöpfung, wobei es sich um normale 24-Stunden-Tage handelt.5 Durch die wiederholte Verwendung von „Abend und Morgen“ wird der Bezug zur Zeit hergestellt und betont (1. Mose 1,8.13.19.23.31). Vers 14 gibt uns bezüglich der Zeit ebenfalls eine klare Vorstellung: Wir sehen hier, dass die Tage eine notwendige Voraussetzung für die Bildung von „Zeichen“, „Zeiten“, „Tagen“ und „Jahren“ sein sollten. Wäre es nicht absurd, anzunehmen, dass ein solcher Tag symbolisch für Millionen von Jahren stehen soll, wenn er gerade als Maßeinheit für die Länge von Zeiten und Jahren geschaffen wurde?

Die Stammbäume des Alten und Neuen Testaments setzen eine junge Erde voraus. Dagegen erfordert das evolutionäre Denken der heutigen Wissenschaft Milliarden von Jahren, um vielfältige, komplexe und letztlich unmögliche Mutationen zu erklären. Der zeitliche Rahmen, von dem Junge-Erde-Kreationisten ausgehen, unterscheidet sich grundlegend von dem zeitlichen Rahmen, von dem Evolutionsbefürworter ausgehen. Davon unbeeindruckt führen die Vertreter der theistischen Evolution beide Modelle zusammen, indem sie annehmen, dass die Tage in 1. Mose für Milliarden von Jahren stehen. Damit soll der Evolution die Zeit verschafft werden, die für ihren Ablauf notwendig ist.

Ham vermutet, dass er Schöpfungsbericht die einzige Stelle in der Bibel ist, an dem die Bedeutung des Wortes „Tag“ kontrovers ist.6 Diese Debatte wird aber nicht durch Unklarheiten innerhalb der Bibel ausgelöst, wo der historische Bericht buchstäblich 24-Stunden-Tage voraussetzt, sondern stattdessen und vor allem dadurch, dass der Mensch außerhalb der Bibel nach Antworten sucht und dann versucht, seine dort gewonnenen Theorien der Bibel aufzuzwingen.


Zufall

Der Zufall kann definiert werden als „Möglichkeit, die aufgrund eines günstigen Zusammenfallens von Umständen entsteht“. Der Zufall ist auch integraler Bestandteil der heutigen Evolutionstheorie, wobei die heutige neodarwinistische Lehre noch mehr darauf angewiesen ist als damals Darwins eigene Lehre. Und so wie sich die zeitlichen Rahmen, von denen Kreationisten und Vertreter der Evolutionslehre jeweils ausgehen, unvereinbar gegenüberstehen, so verträgt sich die evolutionistische Vorstellung von Zufall nicht mit der kreationistischen Sicht von Gottes planvollem Handeln bei der Schöpfung. Gott sprach und „es war so“ (1. Mose 1,7.9.11.15.24.30). Als Gott sprach, geschahen die Dinge sofort und genau so, wie er es beabsichtigt hatte (Psalm 33,9; 148,5). Auf diese Weise schuf Er das Firmament, das Sonnensystem, die Flora, die Fauna und den Menschen und sammelte die Landmassen zusammen, so dass sie im Wasser und aus dem Wasser war (Psalm 33,3-9; 2. Petrus 3,5). Es kann keinen Kompromiss zwischen Zufall und planvoller Schöpfung geben. Die theistische Evolution lehrt jedoch, dass Gott paradoxerweise den Zufall gebrauchte um zu schaffen. Dieser Gedanke ist jedoch nicht schlüssig, insbesondere, wenn man sich die Methoden näher ansieht, die Gott dieser Lehre zufolge benutzt, nämlich Kampf und Tod.


Kampf und Tod

Kampf und Tod werden als Schlüsselkonzepte der Evolutionstheorie angesehen. Die Vertreter der theistischen Evolution lehren nun, dass Gott diese Prinzipien bei der „Schöpfung durch Zufall“ angewendet habe. Als reformierte Gläubige lehnen wir diese irrige Auffassung jedoch energisch ab.

Kampf und Tod sind unnatürlich, sie sind nicht natürlich. Die Bibel sagt uns, dass Kampf und Tod aufgrund der Sünde in die Welt gekommen sind (1. Mose 3,16-19; Römer 5,12; 6,23). Vor der Sünde gab es keinen Tod, „es war gut“ (1. Mose 1,4, 10, 12, 18, 21, 25) oder „sehr gut“ (1. Mose 1,31). Die logische Folge davon ist, dass es in einer Welt ohne Tod – so wie es vor dem Sündenfall war – auch keine Evolution geben kann. Und wenn es keine Evolution gab, dann bleibt nur: „Im Anfang schuf Gott…“ Der Apostel Paulus warnt uns mit deutlichen Worten: „Sehet zu, daß nicht jemand sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christo.“ (Kolosser 2,8). Wir tun gut daran, diesem Rat zu folgen.


Weitere Auswirkungen

Dies trifft nicht nur den Kern der Sache, sondern zeigt auch, welch eine Tragödie die theistische Evolution ist. Die Evolutionstheorie verdrängt das Bedürfnis nach Gott und verleugnet Ihn vollständig, was den Atheismus nach Ansicht von Richard Dawkins „glaubwürdig“ macht. Die Vertreter der theistischen Evolution versuchen hier eine Kompromisslösung anzubieten, indem sie die von Menschen verursachte Lücke zwischen dem Schöpfungsbericht und der darwinschen Evolutionslehre zu überbrücken versuchen. Sie versuchen, die Wahrheit des Evangeliums abzumildern und die Gemeinde zeitgemäßer und mit weltlichem Denken kompatibler zu machen. Die Annahme dieser Lehre hat jedoch nicht dazu geführt, dass die Gemeinde Jesu wächst, sondern eher dazu, dass sich die Menschen wieder von ihr abwenden, da die Wahrheit des Evangeliums geschmälert und verspottet wird. Die Leugnung des „Todes durch die Sünde“ ist ein direkter Angriff auf die Wahrheit der Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift. Wenn der Schöpfungsbericht falsch ist, dann ist es vielleicht auch die jungfräuliche Geburt – vielleicht hat Christus nicht gelitten und ist nicht gestorben – und selbst wenn er einmal gekommen ist, dann wird er vielleicht nicht wiederkommen! 2. Petrus 3,3 warnt uns vor solchen Spöttern. Die Lehre der theistischen Evolution öffnet ihnen Tür und Tor und greift damit den Kern der Hoffnung eines jeden Gotteskindes an.

Noch schlimmer ist es, dass die theistische Evolution denklogisch zu dem Ergebnis kommen muss, dass Christus ein untaugliches Opfer ist, das völlig unfähig ist, unsere Sünden zu tragen. Der Heidelberger Katechismus antwortet auf Frage 16: Wer „selbst ein Sünder ist, kann nicht für andere bezahlen.“ Auch das Zeugnis der Schrift erlaubt nur eine wörtliche Auslegung von 1. Mose (Matthäus 19,4; Markus 10,6; 1. Korinther 11,9). Wenn diese Auslegung von Christus und Paulus (durch den Christus spricht) aber nicht den Tatsachen entsprechen sollte, dann wäre Christus ein Lügner. Und kann ein Lügner etwa für die Sünden von Gottes Volk bezahlen? Die theistische Evolution macht die Hoffnung des Christen völlig zunichte indem es in unheiliger Weise das Licht mit der Dunkelheit vereint. Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? (2. Korinther 6,14-16). Kaufe Wahrheit, und verkaufe sie nicht (Sprüche 23,23).

Wir können dankbar dafür sein, dass Gott ein barmherziger und liebender Gott ist – trotz des Abfalls, den wir in diesen bösen Tagen miterleben müssen. Und so bewahrt Er Seine wahre Gemeinde, den Überrest, der durch Gnade in Seine Familie aufgenommen wurde und durch Seine Macht bewahrt wird. Die Heilige Schrift ist uns ein verlässlicher Bericht über das, was am Anfang geschah, Gottes besondere Offenbarung an uns (2. Timotheus 3,16). Lasst uns also über die Schönheit und das Wunder der Schöpfung staunen. Wie drückte es Bavinck so treffend aus: Möge das unseren Glauben stärken, unser Vertrauen in Gott bestätigen, eine Quelle des Trostes in Zeiten des Leids sein, Lob und Dank auslösen, und uns, Sein Volk demütig und sanftmütig machen.7 Lob sei Gott!

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Fußnoten

1 Gary Parker, Creation, Facts of Life. How Real Science Reveals the Hand of God (USA: Master Books, 2008), S. 11.
2 A. Colburn and L. Henriques, “Clergy views on Evolution, Creationism, Science, and Religion,” Journal of Research in Science Teaching, vol. 43:3 (2006), S. 435.
3 Quelle: http://www.guardian.co.uk/world/2006/mar/21/religion.uk (besucht am 20 February, 2010).
4 Gary Parker, Creation, Facts of Life. How Real Science Reveals the Hand of God.
5 James Laning, “Created in Six Literal Days,” Standard Bearer, vol. 86:8 (2010), S. 187.
6 Ken Ham, “Did God Create in 6 Literal Days?” (2006).
7 Herman Bavinck, In the Beginning. Foundations of Creation Theology (Grand Rapids: Baker, 1999).
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