Psalm 3 über die nicht allgemeine Gnade
Psalm 3 ist der erste Psalm, der einen Titel hat: „Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh”. Der Titel ordnet diesen Psalm eindeutig der Zeit von Absaloms niederträchtiger Rebellion gegen David zu, seinem Vater und König von Israel (2. Samuel 15f.).
In den ersten Versen des dritten Psalms ruft David mit Verwunderung aus, dass „viele” (2,3) sich gegen ihn gewandt haben und dass diese „zahlreich” (2) geworden sind. Die Erzählung im zweiten Buch Samuel betont ebenfalls das große Ausmaß an Rebellion gegen Israels rechtmäßigen König (2. Sam. 15,6, 10-13; 16,15; 17,11; 18, 6-7; 19,8-10). Davids eigenes Fleisch und Blut, Absalom, führte den Putsch an und der Großteil der Nation ist zu ihm übergelaufen. Ahitophel, Davids Freund und Hauptratgeber wurde abtrünnig (15,12,31) und Simei, ein Verwandter Sauls, verfluchte David, nannte ihn einen Mann der Blutschuld und einen Belialsmensch und bewarf ihn und seine Männer mit Steinen (16,5-14). Das sind die „Vielen”, die „zahlreich” geworden sind, die seine „Feinde” sind und sich „gegen” ihn „erheben” (Psalm 3,2). „ Viele [nicht nur die ihn umgebenden heidnischen Völker, sondern auch Israeliten, die sich als Gottes Volk bekennen, die einzig wahre Gemeinde!] sagen von meiner Seele: »Sie hat keine Hilfe bei Gott.«” (3).
Beachte, was David nicht tut. Er gibt sich nicht der Verzweiflung hin und beschuldigt Gott. David verstand durchaus, dass Absaloms Rebellion die göttliche Züchtigung für seinen Ehebruch mit Bathseba und dem Mord an Urija dem Hetiter war (2. Sam. 12,9-12). Anstatt mit Unglauben und Zorn zu reagieren, wendet sich David Jehova zu, dem Gott allen Trostes. Er ist das schützende „Schild” des Psalmisten und der, „ der [sein] Haupt emporhebt”, um ihn zu ermutigen (Ps. 3,4). David nennt den Herrn „meine Herrlichkeit” (4), denn der „liebliche Psalmdichter […] Israel[s]” (2. Sam. 23,1) jubelt in Gott, selbst in diesen aufreibenden Umständen!
Nachdem er seine Liebe Jehova gegenüber bekannt hat (Ps. 3,4), betet König David und ist sich einer Antwort gewiss: „Ich rufe mit meiner Stimme zum Herrn, und er erhört mich von seinem heiligen Berg” (5). David wurde gezwungen Jerusalem zu verlassen und vor Absaloms herannahenden Streitkräften zu fliehen (2. Sam. 15,13ff), doch durch Glauben hat er immer noch Zugang zum kommenden Messias, zu Gottes „heiligem Berg” (Ps. 3,5) im Himmel, auf den Israels erhabene, irdische Hauptstadt hinwies.
Mit dem reichen Zuspruch von Jehovas Bundesfreundschaft (4) und der Zuversicht, dass seine Gebete beantwortet würden (5), war David, trotz eines drohenden Mordanschlages oder Angriffs, in der Lage drei (für gewöhnlich alltägliche) Dinge in Frieden und Ruhe zu tun: sich niederlegen, schlafen und erwachen (6). Wie war dies möglich, David? Israels König sagt uns: „ denn der Herr hält mich” (6).
Nachdem er am nächsten Morgen, viele Kilometer von seinem Palastbett entfernt, erwachte, ist David körperlich und geistig gestärkt. Aus heiliger Ehrfurcht dem allmächtigen Gott gegenüber, ist er in der Lage den rebellischen Horden Absaloms gegenüber zu bekennen: „ Ich fürchte mich nicht vor den Zehntausenden des Volkes, die sich ringsum gegen mich gelagert haben” (7).
Als David sich aus dem Schlaf erhebt, fleht er Gott gewissermaßen an dasselbe zu tun: „Steh auf, o Herr” (8)! Zeig, dass du wach und vollkommen mit der Befreiung deines geliebten Knechtes beschäftigt bist! „Denn du schlägst alle meine Feinde auf den Kinnbacken, zerbrichst die Zähne der Gottlosen” (8)!
Doch was hat dies alles mit Jehovas allmächtiger, nicht allgemeiner Gnade zu tun? Dem wenden wir uns jetzt zu. Beachte die abschließende Zusammenfassung des Psalmisten: „ Bei dem Herrn ist die Rettung. Dein Segen sei über deinem Volk” (9). Gottes Segen ist über seinem Volk, nicht über den heidnischen Heiden und auch nicht über den Ungläubigen in Israel!
Beachte Davids Gedankengang. Errettung ist Gottes souveränes Vorrecht (9a) und Gottes Errettung Davids beinhaltet die Vernichtung Davids „gottloser” „Feinde” in Israel, die gegen ihn rebellierten (8). Deshalb fügt David hinzu „dein Segen sei über deinem Volk” (9b).
Absalom gehörte nicht zu Gottes Volk. Abgesehen von seinem kaltblütigen Mord an seinem Halbbruder Amnon (2. Sam. 13,19-29), hat er gegen seinen Vater, den König, rebelliert und sich seines Throns bemächtigt. Das war nicht nur ein entsetzliches Brechen des fünften Gebotes, es war auch ein frontaler Angriff auf den Mann nach Gottes Herzen (1. Sam. 13,14), der über die alttestamentliche Form von Gottes Reich herrschte und den kommenden Messias, Davids Sohn und Herrn, versinnbildlichte. Was das anging, griff Absalom damit den zukünftigen Christus und sein Reich an.
Ahitophel gehörte auch nicht wirklich zu Gottes Volk. Sein gemeiner Verrat an seinem Freund David ist bekannt (s. Ps. 41,9; 55, 12-14), so wie sein frevelhafter Selbstmord als dieser stolze Mann sich erhängte, weil er es nicht ertragen konnte, dass „ sein Rat [ausnahmsweise einmal] nicht ausgeführt wurde” (2. Sam. 17,23). Ahitophel ist das Äquivalent zu Judas, „dem Sohn des Verderbens” (Joh. 17,12), der Christus verriet (seinen erklärten Freund), sich erhängte und „an seinen eigenen Ort”, die Hölle, ging (Apg. 1,25).
Wie der Apostel erklärt: „ Denn nicht alle, die von Israel abstammen, sind Israel” (Röm. 9,6). Einige ethnische Israeliten waren fleischliche Nachkommen oder „Kinder des Fleisches”; während andere geistliche Nachkommen oder „Kinder der Verheißung” waren (8).
In seiner Liebe und Gnade lässt Gott seine „Erlösung” und seinen „Segen” seinem wahren, geistlichen Volk souverän zuteil werden (Ps. 3,9), wohingegen die „Gottlosen” in Israel vernichtet werden (8). Obwohl Absalom und seine Rebellen den (gegenständlichen) Thron Davids, die (irdische) Stadt Jerusalem und die Bundeslade in ihrem Zelt besaßen und obwohl sie (äußerlich) Mitglieder der sichtbaren Gemeinde (Israel) waren, die als solche beschnitten und in Gottes Gesetz unterwiesen worden waren, bedeuteten keine dieser guten Dinge Segnungen für sie. Gottes „ Segen sei über [seinem] Volk” (9), seinem wahren geistlichen Volk, die „wahrhaftig […] Israelit[en]” (Joh. 1,47) und „reinen Herzens sind” (Ps. 73,1). Das ist Gottes souveräne, allmächtige, rettende, nicht allgemeine Gnade in Jesus Christus, welche die Erwählten abschirmt und deren Häupter emporhebt (Ps. 3,4) und den Kinnbacken und die Zähne der verworfenen „Gottlosen” zerschlägt (8).
Der Evangelist Philippus fragte den äthiopischen Eunuch einmal: „ Verstehst du auch, was du liest?” (Apg. 8,30). Ebenso sollten auch wir die Bedeutung der inspirierten Psalmen kennen, die uns ermahnen: „lobsingt mit Einsicht” (Ps. 47,8). Die aktuelle News über Psalm 3 und die News des letzten Monats über die Psalmen 1 und 2 ermöglichen uns genau das zu tun, wenn wir unseren Bundesgott für seine einzigartige und wirkmächtige nicht allgemeine Gnade durch den gekreuzigten und auferstandenen Christus rühmen. Rev. Stewart
Das Weinen Christi über Jerusalem (1)
„Und als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde einen Wall um dich aufschütten, dich ringsum einschließen und von allen Seiten bedrängen werden; und sie werden dich dem Erdboden gleichmachen, auch deine Kinder in dir, und in dir keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung erkannt hast” (Lukas 19,41-44).
Ein Leser fragt: „Wie verwenden einige Leute diesen Text, um zu sagen, dass Gott über die Vernichtung der Verworfenen weint?”
Eine ähnliche Bibelstelle finden wir in Matthäus 23,37: „ Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt!” Der biblische Schlüssel zur richtigen Interpretation dieser Stelle ist die Unterscheidung zwischen „Jerusalem” (deren religiöse Führer die ungläubigen Pharisäer waren) und Jerusalems „Kindern” (den wahren, geistlichen, erwählten Juden) zu beachten — wie Augustinus es tat. Letztere wollte Jesus retten und er tat es auch. Für nähere Informationen zu diesem Thema, siehe auch „Christ’s Will to Gather Jerusalem’s Children” (CR News X:3-5;www.cprf.co.uk/crnews.htm).
Beide Textstellen werden fälschlicherweise als Beweis für die Ansicht zitiert, dass das Evangelium ein gnädiger Ausdruck von Gottes Liebe für alle Menschen ist und sein Verlangen ausdrückt, alle Menschen inklusive der Verworfenen zu retten. Diese Ansicht wird von ihren Befürworten so hartnäckig beworben, dass jeder, der dem widerspricht, das Objekt böser Beschimpfungen wie „Hyper-Calvinist! Zum Evangelisieren ungeeignet!” ist.
Das Argument, das ein gnädiges und wohlmeinendes Evangeliumsangebot in diesen Texten findet, lautet: Wenn Jesus wegen des herannahenden Urteils über Jerusalem — das Jerusalem in einen Schutthaufen verwandeln würde — voll Kummer gewesen war, muss sein Kummer aus dem Verlangen gewachsen sein, die Einwohner retten zu wollen und seinem Versagen dies zu vollbringen. Sein Verlangen wurde matt gesetzt und er versagte darin sein Ziel, trotz bester Bemühungen, zu erreichen. Deshalb greifen einige, die behaupten Calvinisten zu sein und darum sagen, dass Gott immer seine Absichten realisiert, auf nichts Besseres zurück als daraus zu schließen, dass ein souveräner Gott es nicht fertig brachte die zu retten, die er liebt und die er retten möchte. Keine Berufung auf „scheinbare Widersprüche” oder eine „höhere Logik in Gott als in uns” kann der Schlussfolgerung entfliehen, dass unser Herr bitterlich darüber enttäuscht gewesen war, dass seine besten Bemühungen Jerusalem zu retten von Jerusalems Unglauben matt gesetzt worden waren.
Es wurde auch argumentiert, dass Christus sich gemäß seiner göttlichen Natur nur die Erlösung der Erwählten gewünscht und dies gewollt hat, aber, dass er sich gemäß seiner menschlichen Natur die Erlösung aller Menschen gewünscht hat. Diese Interpretation wurde in einem recht bekannten Fall in einer australischen Gemeinde angeboten. Doch derjenige, der diese Sichtweise lehrte wurde zu Recht des Nestorianismus beschuldigt. Nestorianismus ist der Irrtum, der schon vom Konzil von Ephesos im Jahr 431 verurteilt wurde und der besagt, dass unser Herr zwei Personen hatte. Wenn diese Irrlehre des Nestorianismus auf das gnädige und wohlmeinende Angebot des Evangeliums angewandt wird, ist Verwirrung die Folge. Unser Herr Jesus Christus, der höchstpersönlich die zweite Person der Trinität ist und der (um die Worte aus dem Bekenntnis von Nicäa zu gebrauchen) „wahrhaftiger Gott aus wahrhaftigem Gott” ist, war vollkommen souverän in allem was er tat, besonders in seiner Erlösung der Erwählten, für die er gestorben ist. Doch derselbe Herr Jesus Christus war auch eine menschliche Person, die sich ernsthaft die Erlösung aller Menschen ersehnte und mit einer Liebe und Gnade für alle, die Erlösung aller suchte. Unser Herr Jesus Christus lebte in einem Zustand konstanten Widerspruchs! Wie kann das sein?
Doch die Schrift lehrt solche „Paradoxien” und „scheinbaren Widersprüche” nicht und diejenigen, die behaupten, dass sie das tut, sagen dies nur, weil sie eigennützige Ziele verfolgen: sie wollen die Ansicht verbreiten, dass Gott alle Menschen liebt und sie alle retten würde, wenn er könnte.
Der Grund für den Kummer unseres Herrn ist relativ einfach zu erklären. Jerusalem war die Hauptstadt Israels. Israel war das Volk, das Gott sich zu seinem Besitz erwählte und dem er besondere Gaben verliehen hat (s. Röm. 9,4-5). Darüber hinaus war Jerusalem mit Bildern von Christus selbst gefüllt: der Thron Davids und Salomos, der Tempel, die vielen Opfer, die jeden Tag im Tempel ausgeführt wurden, die in der heiligen Stadt gefeierten Feste und der Berg Zion selbst, „schön erhebt sich, die Freude der ganzen Erde, der Berg Zion” (Ps. 48,3). All diese Bilder haben durch die alttestamentliche Zeit hindurch einem sehr guten Zweck gedient.
Dass diese schönen Bilder Christi von den gottlosen Schriftgelehrten und Pharisäern so schwer verunstaltet und ruiniert wurden, war der Grund für Christi Leid. Ist dies nicht verständlich? Wärst du nicht betrübt, wenn eine boshafte Person dein bestes Foto nehmen und es so schlimm verunstalten würde, dass du wie ein Monster aussehen würdest? Wärst du nicht unglücklich, wenn jemand einen Bart auf das Bild deiner Mutter malen würde?
Christus war in allem wie wir, Sünde ausgenommen. Er war auch ein Mann des Kummers und mit Leid vertraut, der über den Tod seines geliebten Lazarus weinen konnte — obwohl er wusste, dass er ihn aus dem Grab auferstehen lassen würde.
Die Bilder waren hoffnungslos zerstört, ohne Chance auf eine angemessene Wiederherstellung. Unser Herr konnte Jerusalem in all ihrer Pracht sehen, weil sie auf ihn selbst deutete. Er war durch das betrübt, was mit ihr geschehen sollte.
Doch er war auch zornig. Als er den Tempel, ein Bild seines eigenen gesegneten Leibes, in eine Räuberhöhle verwandelt sah, war er wütend. In seinem Zorn trieb er die Käufer und Verkäufer und die Tiere, die im Vorhof verkauft werden sollten, hinaus (Joh. 2,13-22).
Es ist sicherlich nicht verwunderlich, dass Christus, wahrhaftiger Gott aus wahrhaftigem Gott, von der Sünde, die Jerusalem zum hässlichen Anblick werden lies, bekümmert war. Gott war sicherlich von Israel bekümmert als sie kontinuierlich in der Wüste gegen ihn rebellierten (Heb. 3,10,17; Ps. 95,10). Sicherlich gibt es niemanden, der wagen würde zu behaupten, dass Gott sich an der Sünde von Menschen erfreut, ganz zu Schweigen an denen seines eigenen Volkes. Sicherlich würde niemand die Position vertreten, dass Gott mit Freude erfüllt ist, wenn die Gemeinde seine Wahrheit verdreht und eine Karikatur aus seiner Souveränität macht. Die bloße Vorstellung ist gotteslästerlich.
Doch von Gottes Zorn Sündern und seiner Abscheu Sünden gegenüber zu schließen, dass er sich wünscht alle Menschen zu retten, ist eine monströse Verfälschung einfacher Logik. Die Wahrheit der Schrift ist, dass Gott seine Erwählten mit einer im Kreuz Christi offenbarten Liebe liebt und, dass Gott den Sünder so sehr verabscheut, dass er den Sünder mit einer Ewigkeit in der Hölle bestraft. Prof. Hanko
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