Berg Zion (1)
Die Juden des ersten Jahrhunderts, an die der von Gott inspirierte Hebräerbrief in erster Linie geschrieben worden ist, hatten zwei Auswahlmöglichkeiten. Sie konnten sich entweder an Jesus Christus halten, um seinetwillen Leiden und mit Herrlichkeit gekrönt werden oder sich wieder ihren Landsleuten anschließen und zu alltestamentlichem Gesetz und Gottesdienst zurückkehren und auf ewig verloren gehen!
Durch die Gegenüberstellung der zwei Berge, Berg Sinai (18-21) und Berg Zion (22-24), verdeutlicht Hebräer 12 sehr anschaulich beide Möglichkeiten. Auf der einen Seite ist da der Berg Sinai mit all seinen entsetzlichen Phänomene wie wir in den letzten beiden Ausgaben der News gesehen haben. Siehst du das Feuer brennen? Er steht da von Dunkelheit und Finsternis umhüllt und von zückenden Blitzen erhellt! Hörst du die ohrenbetäubenden Geräusche? Donner, Posaunenschall und die Stimme Gottes! Die armen Menschen baten darum, diese Stimme nie wieder hören zu müssen; Tiere mussten getötet werden, wenn sie den Berg auch nur berührten; sogar Mose fürchtete sich und zitterte heftig (19-21). Auf der anderen Seite ist da der Berg Zion, der ein Ort des Friedens und der Sicherheit und des Segens ist (22-24).
Du willst doch nicht vom Wort und Evangelium Christi zurückkehren oder? Ob zu jüdischer Gesetzlichkeit (die Versuchung für eben jene bekehrten Juden des 1. Jahrhunderts) oder einer falschen Gemeinde oder irgendeiner heidnischen Religion oder dieser Welt? Alles, was dir bleibt, wenn du einmal den Herrn Jesus verlassen hast, sind die Donner und Blitze und die Dunkelheit und das Feuer vom Berg Sinai! Die Verdammnis und das Gericht des Gesetzes! Die Seele, die sündigt, soll sterben (Hes. 18,4)! Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun (Gal. 3,10)!
Darum halte dich an Zion, der wahren Gemeinde, und an das Königreich Christi! Du und deine Kinder, für den Rest eures Lebens! Du bist ein Einwohner des himmlischen Jerusalem; du hast Gemeinschaft mit einer unzähligen Schar Engel und Gemeinschaft mit Jesus, dem Mittler des neuen Bundes (Heb. 12,22-24). Was könntest du noch wollen?
Zunächst einmal müssen wir den Zeitpunkt unseres Kommens zum Berg Zion betrachten. Hebräer 12,22-24 bezieht sich nicht auf die Zukunft. Der Text spricht nicht von einem Kommen zu Zion mit unseren Seelen, wenn wir sterben. Er bezieht sich auch nicht auf den ewigen Segenszustand in unseren auferstandenen Körpern. Obwohl diese Dinge geschehen werden, geht es hier nicht darum, denn im Text steht nicht: „Ihr werdet zu dem Berg Zion kommen”.
Wir kommen vielmehr in der Gegenwart zu Zion. „Ihr seid gekommen zu dem Berg Zion” (22) steht im Perfekt. Du bist in der Vergangenheit zum Berg Zion gekommen, als du wiedergeboren wurdest und deshalb an Jesus Christus glaubtest. Durch Glauben bist du immer noch am Berg Zion. Das gilt für jeden Gläubigen im NT; auch für dich, Kind Gottes. Als du durch die Gnade Gottes zu Christus kamst, kamst du auch zum Berg Zion (Christi Gemeinde und Königreich). Du bist in der Vergangenheit angekommen und du bist immer noch da — mit Christus und seiner Gemeinde.
Das Gleiche gilt auch für neutestamentliche, jüdische Gläubige. „Ihr [bekehrte Juden des 1. Jahrhunderts] seid gekommen zu dem Berg Zion” (22). Bekehrte Juden kommen nicht zum Berg Zion, wenn sie nach Palästina in den Mittleren Osten auswandern oder wenn sie als Pilger nach Jerusalem aufbrechen und auch nicht in einem zukünftigen jüdischen Millenium. Bekehrte Juden kommen genauso zum Berg Zion wie alle anderen Heiligen: allein durch Glauben an den Herrn Jesus, den einzigen Erlöser. „Ihr [bekehrte Juden des 1. Jahrhunderts] seid gekommen [in der Vergangenheit und nun in der Gegenwart] zu dem Berg Zion” (22).
Das ist nicht die einzige segensreiche Realität zu der wir nun kommen. Die Privilegien des Evangeliums in Hebräer 12,22-24 können in sechs Kategorien eingeordnet werden: Zion und Jerusalem, Engel, die Gemeinde, Gott, die Heiligen im Himmel und nun der Höhepunkt: Jesus selbst. „Sondern ihr seid gekommen [1] zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und [2] zu Zehntausenden von Engeln, [3] zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und [4] zu Gott, dem Richter über alle, und [5] zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und [6] zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als [das Blut] Abels” (22-24).
Außerdem müssen wir uns bewusst machen, was es bedeutet zu Zion zu kommen. Wie wir gesehen haben, handelt es sich nicht um ein physisches Kommen. Es bedeutet nicht, ins Land Kanaan auszuwandern wie es viele Juden besonders im letzten Jahrhundert getan haben. Es bedeutet nicht, nach Tel Aviv zu fliegen und in die Stadt Jerusalem zu fahren.
Es ist ein Kommen, das im Glauben geschieht. Bedenke die Definition von Glauben im vorhergehenden Kapitel: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht” (11,1). Durch Glauben werden biblische Wahrheiten verstanden und festgehalten, so dass wir deren Inhalt oder deren Realität besitzen und den Beweis oder die Überzeugung davon in unseren Herzen tragen. Die Realität des Evangeliums wird uns durch Glauben näher gebracht und durch Glauben schmecken wir sie. Halte an der Wahrheit in Jesus fest; kehre nicht um!
Besonders im Hebräerbrief wird deutlich, dass zu Gott zu kommen bedeutet, ihm durch Anbetung und Lobpreis näher zu kommen. Der Gläubige nähert sich Gott im Glauben, in der Hoffnung und in Liebe. Er kommt in seinen Vorhof und nähert sich seinem Thron in Verehrung und Danksagung. Als Anbeter im Glauben zum Dreieinigen Gott zu kommen, bedeutet durch den einzigen Mittler Jesus Christus und durch die Kraft des Heiligen Geistes zu kommen.
Da Gott im himmlischen Jerusalem thront und da Christus untrennbar mit seiner Gemeinde verbunden ist, bedeutet durch Christus zu Gott zu kommen auch notwendigerweise zu Zion zu kommen; der Stadt und dem Reich des Dreieinigen Gottes. Da der Berg Zion eine himmlische Realität des Evangeliums ist, ist dahin zu gelangen eine geistliche Aktivität aller Gläubigen, die Mitglieder der kämpfenden Gemeinde auf Erden sind. Gebt nicht auf! Haltet durch, Geliebte!
In der nächsten Ausgabe der News werden wir die sechs Evangeliumsprivilegien aus Hebräer 12,22-24 betrachten, die wir durch den rettenden Glauben an Christus erhalten. Rev. Stewart
Kinder, der Gnadenbund und die Taufe
Ein Leser fragt: “Sind Kinder aufgrund ihrer Taufe im Gnadenbund eingeschlossen oder nur die erwählten Mitglieder nach der Bekehrung? Mit wem wurde der Werkbund geschlossen? Der sichtbaren oder der nicht sichtbaren Gemeinde? Wie hängt das alles zusammen?
Diese Fragen eines Lesers der News sind interessant, wichtig und treffen den Kern der Sache bezüglich des Gnadenbundes. Ich werde nicht alle Fragen in einem Artikel beantworten können, doch dem Thema kann auch noch in zukünftigen Ausgaben nachgegangen werden.
Daher werde ich in unserer Diskussion zunächst über die erste Frage sprechen: Wie ist das Verhältnis zwischen der Teilhabe am Bund und dem Sakrament der Taufe? Die Frage scheint vorauszusetzen, dass man mit der Taufe ein Mitglied des Gnadenbundes wird. Das ist nicht richtig. Diese Frage suggeriert auch, dass ein Kind mittels der Taufe dem Gnadenbund angehört. Und diese Vorstellung deutet wiederum an, dass es etwas wie „Gnade durch Taufe” oder „Wiedergeburt durch Taufe” gäbe. Dies wird in einigen Gemeinden gelehrt.
Doch das ist ein schwerwiegender Fehler. Wenn Taufe die Kraft hat zu erneuern, dann besitzt auch das Wasser an sich die Kraft zu erneuern. Damit wäre man dann wieder beim römischen Katholizismus und seiner Lehre von ex opere operato angelangt. Das würde bedeuten, dass Sakramente durch eine Kraft wirken, die den Elementen der Sakramente, dem Brot und Wein des Abendmahls sowie dem Taufwasser, anhaftet.
Wenn ein Baby zum Zeitpunkt der Taufe ein Mitglied im Gnadenbund würde, dann würde daraus folgen (wenn auch nicht mit vollkommener Notwendigkeit), dass alle getauften Babys damit zum Gnadenbund gehören. Die Zugehörigkeit zum Bund auf diese Weise mit der Durchführung der Taufe zu verbinden legt nahe, dass die Zugehörigkeit mit der Taufe beginnt.
Doch die Schrift (und die Reformierten Bekenntnisse) lehrt, dass die Taufe ein Zeichen und Siegel von Gottes Bund ist. Gott errichtet seinen Bund mit seinem Volk und die Taufe ist ein Zeichen und Siegel dieser Wahrheit.
Außerdem lehrt die Schrift, dass die erwählten Kinder von gläubigen Eltern in der Regel wiedergeboren und gerettet sind und demnach in ihrer Kindheit oder sogar während der Empfängnis in den Bund eingeschlossen werden. Sie sind schon gerettet, wenn sie getauft werden. Dass Gott die Kinder Gläubiger rettet, wird mit Bibelstellen wie 1.Mo. 17,7, Apg. 2,39 und Markus 10,13-16 belegt. Dass erwählte Kinder gläubiger Eltern gewöhnlich in frühester Kindheit wiedergeboren werden, wird aus Stellen wie Jeremia 1,5, Lukas 1,39-45 und Matthäus 18,1-7 ersichtlich. Lies diese Stellen und schau sie dir genau an.
Die Taufe wird als ein Zeichen und Siegel von Gottes Bund durchgeführt. Sie wird dem Predigen zusätzlich hinzugefügt als ein äußerliches und sichtbares Zeichen der Wahrheit der Schrift. Um genauer zu sein, ist die Taufe ein Zeichen und Siegel zweier Wahrheiten. So wie Wasser den Schmutz des Körpers abwäscht, so wäscht auch das Blut Christi Sünden ab. Zum Zweiten ist die Taufe von Kleinkindern ein Zeichen und Siegel der Tatsache, dass die Sünden von sowohl Eltern als auch Kindern weggewaschen sind. Das heißt, die Taufe ist ein Zeichen und Siegel dafür, dass der Gnadenbund mit erwählten Eltern und ihren geistlichen Nachkommen in der Generationenfolge errichtet wird. Jedoch werden gläubigen Eltern immer auch verworfene Kinder geboren (Röm. 9,6-13).
Viele Gemeinden lehren, dass der Gnadenbund mit den Kindern Gläubiger nur nach bewusster Bekehrung geschlossen wird.
Diese falsche Sichtweise wurde aus einem bestimmten Grund angenommen. Sie wurde angenommen, weil geglaubt wurde der Gnadenbund sei ein Pakt oder ein Vertrag zwischen Gott und dem Menschen, der von verschiedenen Bedingungen abhängt. Der Bund ist somit ein konditionaler Bund und dieser Bund wird daher nur mit demjenigen geschlossen, der Konditionen erfüllt.
Es ist offensichtlich, dass Kinder keine Konditionen leisten oder erfüllen können. Folglich wurde die Lehre dominant, dass der Bund nur nach der Bekehrung geschlossen werden kann. Doch diese Sichtweise ist nicht biblisch, auch wenn sie von vielen gelehrt wird. Sie wurde von einigen in Schottland vertreten, insbesondere von den sogenannten Marrow Men. Sie wurde von den separatistischen Puritanern in Neuengland gelehrt, die sich dort im 17. Jahrhundert ansiedelten. Jonathan Edwards hat beispielsweise, obwohl er ein großartiger calvinistischer Prediger war, die Kinder von Gläubigen „kleine Schlangen” genannt. Ab dem 18. Jahrhundert wurde sie durch den Großteil der niederländischen Geschichte hindurch auch dort von einigen gelehrt. Sie wird auch heute noch in Gemeinden gelehrt, die an einem bedingten oder konditionalen Bund festhalten.
Doch ab der Zeit der Reformation lehnten viele in presbyterianischen und reformatorischen Kreisen ab, dass ein konditionaler Bund biblisch ist und lehrten stattdessen einen bedingungslosen Bund. Das ist auch die Lehre der Bibel und der reformierten Bekenntnisse.
Es ist von entscheidender Bedeutung, wenn ich dies als Warnung hinzufügen darf, an einem bedingungslosen Bund festzuhalten, weil die Vorstellung eines konditionalen Bundes direkt zur Vorstellung einer von Konditionen abhängigen Rechtfertigung führt. Eine von bestimmten Konditionen abhängige Rechtfertigung ist keine Rechtfertigung, die den Erwählten allein aus Gnade und allein durch Glauben angerechnet wird, sondern eine Rechtfertigung, die von Glauben und Werken abhängt. Das ist die Lehre von denjenigen, die die Federal Vision befürworten.
Wenn der Bund bedingungslos ist — und das ist er — errichtet Gott seinen Bund mit seinem erwählten Volk nicht aufgrund von Konditionen, sondern als einen bereitwillig gegebenen Segen. Gott wird aus Gnade der Gott seines Volkes und macht sie durch Jesus Christus zu seinen Freunden im Bund und nicht auf Basis menschlicher Werke.
Taufe ist ein Zeichen und Siegel von dem, was Gott tut. Es ist kein Zeichen und Siegel davon, was Gott und der Mensch gemeinsam tun; oder davon, was Gott mit Hilfe des Menschen tut; oder davon, was Gott an denjenigen tut, die ihren Teil des Handels erfüllen.
Dann, da der Gnadenbund alleine Gottes Werk ist, ist es für Gott auch möglich, kleine (ungeborene) Kinder gläubiger Eltern in seinen Bund einzuschließen. Ein neugeborenes Baby kennt seine Eltern nicht; und auch ein gerade bekehrtes Kleinkind kennt seinen himmlischen Vater noch nicht. Ärzte erzählen uns jedoch, dass ein neugeborenes Baby die Stimme seiner Mutter (im Unterschied zu denen der Krankenschwestern) schon nach einigen Stunden erkennen kann. Kann dann nicht auch ein neugeborenes Baby die viel mächtigere Stimme seines Vaters im Himmel erkennen, wenn diese Stimme durch Psalmen, Taufe und das Predigen spricht? Prof. Hanko
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