Ronald Hanko
Es wurde oft behauptet, dass das neutestamentliche Wort Taufe nur „eintauchen” oder „untertauchen” bedeutet. Ohne hier voll und ganz auf den Modus oder die Art und Weise der Taufe einzugehen, wird eine kleine Wortstudie zeigen, dass dies nicht der Fall ist.
Diese Wortstudie wird zeigen, dass es eine Reihe von Textstellen im Neuen Testament gibt, in denen das Wort Taufe nicht die Bedeutung von „eintauchen/untertauchen” haben kann und auch nicht hat. Diejenigen, die etwas anderes glauben, bitten wir darum, sich unsere Argumente zu diesem Thema anzuhören und uns nicht blind anzuklagen wir würden nur menschlichen Traditionen folgen, wenn wir Taufe nicht durch untertauchen praktizieren. Taufe bedeutet in keiner der folgenden Bibelstellen „untertauchen”:
Markus 10,38-39: „Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wißt nicht, um was ihr bittet! Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, womit ich getauft werde?” Hier wird von Taufe gesprochen, doch Taufe an dieser Stelle als untertauchen zu verstehen wäre vollkommen sinnlos. Jesus bezieht sich hier natürlich auf sein Leiden und seinen Tod (vgl. Lukas 12,50). In dieser Stelle geht es nicht darum, dass er in sein Leiden oder seinen Tod untergetaucht wurde.
1.Korinther 10,2: „Sie wurden auch alle auf Mose getauft in der Wolke und im Meer”. Dieser Vers spricht von den auf Mose getauften Israeliten. Sie wurden nicht in die Wolke oder ins Meer hineingetauft, sondern wörtlich im Griechischen, „in” Mose selbst „durch” die Wolke und das Meer. Kann der Vers wirklich bedeuten, dass sie in Mose untergetaucht wurden? Das Wort Taufe muss dann hier etwas anderes bedeuten.
1.Korinther 1,13: „Ist Christus denn zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?” Paulus verwendet an dieser Stelle eine ähnliche Ausdrucksweise wie in 1.Korinther 10,2; und Jesus selbst spricht in ähnlicher Weise in Matthäus 28,19. Was könnte es wohl bedeuten auf den Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes — oder auf welchen Namen auch immer — untergetaucht zu werden?
1.Korinther 12,13: „Denn wir sind ja alle durch einen Geist in einen Leib hinein getauft worden, ob wir Juden sind oder Griechen, Knechte oder Freie, und wir sind alle getränkt worden zu einem Geist.” Kann das Wort Gottes an dieser Stelle wirklich sagen, dass wir in einen Leib untergetaucht wurden? Es ist schwerlich erkennbar wie das hier die angemessene Bedeutung sein sollte. Die Schrift spricht hier sogar im Sinne von trinken und nicht im Sinne von untertauchen!
Verse, die von der Taufe auf oder mit dem Heiligen Geist sprechen, beziehen sich nicht auf ein untertauchen, sondern auf eine Besprengung mit dem Geist oder ein Ausgießen des Geistes (Apg. 1,5; Apg. 2,17-18). Wir werden nicht im Heiligen Geist untergetaucht.
Doch was bedeutet das Wort Taufe dann? Es bedeutet „zwei Dinge aufs Engste zusammen zu bringen, so dass der Zustand des einen durch das andere verändert wird”. Das Wort sagt nichts darüber aus, wie dieser Kontakt zustande kommt: ob durch Besprengung, Ausgießen, Untertauchen oder auf sonst eine andere Art und Weise.
Daher bedeutet auf Mose getauft zu werden, wie 1.Korinther 10,2 es ausdrückt, dass Israel mit ihm als dem von Gott bestimmten typischen Mittler in Kontakt gebracht wurde. Auf diese Weise wurden sie von der Sklaverei in den Zustand der Freiheit versetzt. Dass Christus mit dem Tod getauft wurde heißt nicht, dass er in ihm untergetaucht worden ist, sondern dass er in einen möglichst engen Kontakt mit ihm gebracht wurde, so dass sein Zustand von dem eines um unseretwillen Schuldigen, zu dem eines um unseretwillen Gerechtfertigten verändert worden ist.
Wenn Röm. 6,1-6 aussagt, dass wir in Christi Tod und Auferstehung hineingetauft worden sind, sagt dies nicht aus, dass wir irgendwie in diese Ereignisse untergetaucht wurden (was auch immer dies bedeuten würde). Es bezieht sich auf die Tatsache, dass wir durch den Glauben mit seinem Tod und seiner Auferstehung auf eine Weise in Berührung gebracht wurden, die unseren Zustand vollkommen und für immer verändert hat. Das ist für Gläubige die Bedeutung und die Realität der Taufe.
aus: Ronald Hanko, 2004: Doctrine According to Godliness. A Primer of Reformed Doctrine, S. 261f.
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