Prof. David J. Engelsma
Vorwort
Viel steht auf dem Spiel, wenn es um die Frage des Sabbats bzw. Sonntags geht. Und leider ist dies nicht mehr nur ein Thema einer Gesellschaft, in der heute auch sonntags gearbeitet und Freizeitbeschäftigungen nachgegangen wird. Früher hatten wenigstens sonntags die Geschäfte geschlossen, aber auch dieser Überrest eine christlichen Prägung ist mittlerweile verschwunden. Wesentlich problematischer ist jedoch, dass sich die Frage nach dem Sonntag heute auch in Kreisen reformierter Christen stellt. Schlimm genug, dass der Sonntag in der Praxis oft entheiligt wird: Dort, wo überhaupt noch ein zweiter Gottesdienst gehalten wird, sind kaum Besucher zu verzeichnen. Ebenso erschreckend ist die große Zahl von bekennenden Christen, die sonntags erst gar nicht mehr in den Gottesdienst gehen. Das sollte einem schon zu denken geben. Gravierender ist jedoch die Begründung für dieses Verhalten: Es wird einfach behauptet, dass es so etwas wie die Heiligung des Sonntags gar nicht gäbe! Die Ablehnung eines solchen Ruhetages ist jedoch ein Angriff auf das Gesetz (Viertes Gebot), eine falsches Verständnis des Werks Christi (Christus schafft das Gesetz ab), eine Schwächung des Gottesdienstes und der Verkündigung, ein negativer Einfluss auf Familienandachten, Lehre und Gemeinschaft und zuletzt auch eine Gefahr für den wahren Überrest der Heiligen. Von der Untreue zum eigenen Bekenntnis (Frage 38 des Heidelberger Katechismus für Reformierte und Kapitel 21 des Westminster Bekenntnisses für Presbyterianer) will ich erst gar nicht sprechen.
Dem Abfall in Form der Vernachlässigung der Sonntagsheiligung wird heute keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Und doch ist es einer der gefährlichsten Irrwege unserer Tage. Ich möchte dringend dazu aufrufen, zu den alten Wegen unserer Väter zurückzukehren bzw. treu auf ihnen weiter zu gehen.
Das ist die zweite Auflage dieser Broschüre, die bereits vor vielen Jahren veröffentlicht wurde. Abgesehen von kleineren Textkorrekturen und einer Überarbeitung der Gestaltung ist der Inhalt jedoch derselbe.
Einführung
In den Niederlanden wird der Sonntag auch als „Gottes Deich” bezeichnet. Dort halten Deiche das Meer zurück und bewahren damit das Land vor der vernichtenden Kraft des Wassers. Entsprechend hält der Sonntag die tobenden Wellen des Materialismus, der Weltlichkeit und der Spaßversessenheit zurück, die die Gemeinde und den einzelnen Christen zu verschlingen drohen. Doch in diesem Deich der reformierten Christenheit, dort, wo früher der Sonntag geheiligt und der Sabbat beachtet wurde, sind jetzt Risse. Diese Risse müssen repariert werden, damit sie sich nicht vergrößern. Wir dürfen nicht bei der Zerstörung des Deiches zusehen oder den Vorgang noch beschleunigen.
Dieses Bild mit dem Deich und den tobenden Wellen soll auch die Dringlichkeit dieser Problematik verdeutlichen. Erstens ist das Sabbatgebot eines der Zehn Gebote. Es gehört sogar zu den ersten vier Geboten und ist damit alles andere als eine Nebensache.
Zweitens wird dieser Tag in Offenbarung 1,10 „Tag des Herrn” genannt. Das ist der Tag, der dem auferstandenen Herrn Jesus Christus selbst gehört. Das sollten wir bedenken, wenn wir diesen Tag ehren oder eben nicht ehren.
Drittens bringt uns die Beachtung des Sonntags durch die Gnade des Herrn großen Gewinn: Ruhe – Der unbezahlbare Luxus der Ruhe. Der Sabbat wurde um des Menschen willen geschaffen (Markus 2,27). Er wurde geschaffen um uns Ruhe zu geben. Was sonst benötigen wir? Überall ist Unruhe – In der Gemeinde, in der Familie, im Innern des Gläubigen. Es ist also reine Torheit, die Ruhe des Sabbats zu verschenken, in dem man diesen Tag nicht beachtet oder gänzlich abschafft.
Die Bedeutung der Heiligung des Sonntags wurde von einem der schlimmsten Feinde, den die Christenheit jemals hatte, klar erkannt: Dem Franzosen Voltaire. Er sagte: „Wenn man das Christentum ausrotten will, muss man nur den Sonntag abschaffen.” Ein Rat, den die Französische Revolution nur zu gern befolgte.
Ein besonderer Tag
Der Heiligung des Sonntags liegt eine fundamentale Wahrheit zugrunde. Sozusagen das Fundament des Deiches aus dem oben beschriebenen Bild. Wenn diese Wahrheit von der Gemeinde bekannt wird und wenn sie in den Herzen des Volkes Gottes lebt, wird auch der Sonntag geheiligt werden. Wenn diese Wahrheit jedoch hinterfragt oder gar verneint wird, ist nicht mehr nur ein Riss im Deich, sondern der gesamte Deich ist eingerissen. Die grundlegende Frage ist doch: Hat Gott, der Herr, im Vierten Gebot Seines Gesetzes einen Tag als besonderen Tag beiseite gesetzt und gilt das auch heute noch? Und bedeutet das Vierte Gebot auch heute noch, dass Sein Volk diesen Tag dadurch heiligen soll, dass es es seine alltägliche Arbeit ruhen lässt um sich ganz Seiner Anbetung hinzugeben und Gemeinschaft mit dem Vater Jesu Christi zu haben?
Die Antwort auf diese Frage ist ein klares, unmissverständliches „Ja!” Gott setzt immer noch einen von sieben Tage beiseite, um ihn für uns zu einem besonderen Tag zu machen. Diesen Tag sollen wir in besonderer Weise ehren. In sofern ist dieser Tag „heilig”, d.h. er wird von den anderen Tagen deutlich unterschieden um ein Tag für Gott zu sein. In diesem Sinne heiligen wir diesen Tag, das heißt wir nutzen ihn so wie Gott es will. Damit weihen wir Ihm diesen Tag.
Gott setzt diesen Tag beiseite und beansprucht unsere Beachtung dieses Tages nach dem Vierten Gebot. Den Sonntag zu heiligen ist im übrigen nicht Gegenstand christlicher Freiheit. Diese umfasst nämlich nur das, was nicht ausdrücklich durch Gottes Wort geregelt ist. Die Beachtung des Sonntags ist dagegen klar geregelt, genau so wie z.B. keine anderen Götter zu haben, die Eltern zu ehren und nicht zu stehlen. Es ist eine Weisung des Erlösers an Sein erlöstes Volk. Es ist eine Weisung, die uns unsere sündhafte Natur mehr und mehr deutlich machen soll, so dass wir uns zu Christus fliehen. Weiter gibt uns diese Weisung den Weg vor, um unseren Erlöser zu erfreuen und dabei selbst ein fröhliches Leben zu führen. Es ist eine Weisung, die der dankbare Gläubige gerne befolgt, so wie ein Kind bereitwillig dem Vater gehorcht, den es lieb hat.
Das ist ein ganz elementarer Punkt! Wer das abstreitet, reißt damit den Deich ein. Denn wenn der Deich der Sonntagsheiligung nicht im guten, beständigen und göttlichen Willen Gottes begründet ist, kann er unmöglich dem Druck der Weltlichkeit und dem des weltlichen Denkens standhalten.
Eine weitere Sicht, die in reformierten Gemeinden immer mehr Fuß fasst, ist folgende: Das Vierte Gebot sei rein „zeremoniell-jüdischer” Natur gewesen, und damit von Christus erfüllt. Es hätte damit keine Bedeutung mehr für einen neutestamentlichen Gläubigen. Die Beachtung des ersten Tages der Woche (also die Sonntagsheiligung) sei lediglich eine reine Tradition der neutestamentlichen Gemeinde. Zugegebenermaßen sei es eine sinnvolle Tradition, die einst durch eine entsprechende Festlegung der Gemeinde eingeführt wurde. Dass der Gottesdienst immer sonntags stattfindet, sei demnach nicht auf eine Weisung Gottes zurückzuführen, sondern auf eine freie Entscheidung der Gemeinde. Sie hätte stattdessen auch jeden anderen Tag nehmen können, die Sonntagsheiligung sei also ganz klar eine Frage der christlichen Freiheit.
Was die Bekenntnisse sagen
Wie können wir als reformierte Gläubige nun aber belegen, dass die Sonntagsheiligung dem Willen Gottes entspricht?
Erstens gibt es die Aussage einer bedeutenden Versammlung, der Dordrechter Synode. Leider ist kaum bekannt, dass die Synode unter anderem auch eine Aussage zum Thema Sonntagsheiligung traf.
In seinem Tractaat van den Sabbath (Traktat vom Sabbat), schreibt Abraham Kuyper, dass die Formulierung und die Annahme dieser Aussage am 17. Mai 1619 innerhalb von drei Stunden stattfand. Die Position der Dordrechter Synode bezüglich des Sabbats wurde in 6 Punkten wie folgt zusammengefasst:
1. Das Vierte der Zehn Gebote enthält sowohl ein zeremonielles wie auch ein moralisches Element.
2. Die Ruhe am siebenten Tag nach der Schöpfung sowie die Pflicht der Juden, den Sabbat streng einzuhalten, war der zeremonielle Teil der Vierten Gebotes.
3. Der moralische Teil des Vierten Gebotes ist hingegen die Tatsache, dass es einen festen Tag gibt, der Gott in besonderer Weise gewidmet ist. An diesem Tag ist daher so viel Ruhe einzuhalten, wie für Dinge wie z.B. das Nachdenken über Gott notwendig ist.
4. Der Sabbat der Juden hat für Christen keine Bedeutung, die Christen sind vielmehr verpflichtet, den Tag des Herrn ehrfürchtig zu heiligen.
5. Dieser Tag wurde bereits zu Lebzeiten der Apostel in der frühen Gemeinde streng beachtet.
6. Dieser Tag muss Gott derart geweiht sein, dass jede Art alltäglicher Arbeit ruhen muss. Freizeitaktivitäten sind nur insoweit gestattet, als dass sie geistlichen Aktivitäten nicht im Wege stehen. Ansonsten sind lediglich Werke der Barmherzigkeit und lebensnotwendige Tätigkeiten gestattet.
Zweitens lehrt der Heidelberger Katechismus zu Frage Nr. 103: „Was will Gott im Vierten Gebot? Gott will erstlich, dass das Predigtamt und Schulen erhalten werden und ich, sonderlich am Feiertag, zu der Gemeinde Gottes fleißig komme, das Wort Gottes zu lernen, die heiligen Sakramente zu gebrauchen, den Herrn öffentlich anzurufen und das christliche Almosen zu geben. Zum andern, dass ich alle Tage meines Lebens von meinen bösen Werken feiere, den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lasse, und also den ewigen Sabbat in diesem Leben anfange.”
Der Katechismus beschreibt das Vierte Gebots auf eine ganz besondere Weise: Ganz bewusst soll der reformierte Gläubige davor bewahrt werden, eine gesetzliche Sichtweise der Sonntagsheiligung zu entwickeln. Die gesetzliche Sichtweise würde bedeuten, das Vierte Gebot nur dem äußeren Schein nach zu beachten, sprich: Man tut an diesem Tag einfach nichts. Die gesetzliche Sichtweise betont eine peinlich genaue Einhaltung menschlicher Regularien, insbesondere solche einschränkender Art. So verbaten die Pharisäer in den Tagen Jesu z.B. das Abstreifen von Ähren, um die Körner zu essen, wenn man einmal am Sabbat unterwegs war (vgl. Markus 2,23-28). Andere hielten es für ungesetzlich, am Sabbat ein Ei zu essen, das die Henne an diesem Tag gelegt hatte. Das Ziel der Gesetzlichkeit ist immer, sich seine Rechtfertigung zu verdienen – hier durch die Beachtung des Sabbats. Diese falsche Sichtweise – die unser Herr im übrigen immer wieder bekämpfte – vertraten jedoch die Juden in Jesu Tagen. Es war auch die vorherrschende Sichtweise in der römisch-katholischen Kirche zur Zeit der Reformation. Luther und Calvin reagierten in manchen ihrer Schriften zur rechten Sonntagsheiligung entsprechend heftig darauf.
Begrüßen wir also die Sichtweise des Heidelberger Katechismus und schließen wir uns ihr an. Wir müssen den Katechismus in diesem Punkt jedoch richtig verstehen: Es wird hier eben nicht gelehrt, dass in der reformierten Tradition der Sonntag ein Tag wie jeder andere ist, dass es auch sonst keinen besonderen Tag in der Woche gibt und dass die Sonntagsheiligung deswegen der freien Verfügung der neutestamentlichen Gemeinde unterworfen ist.
Im Gegenteil, dieses Bekenntnis lehrt, dass es einen besonderen, hervorgehobenen Tag in der Woche gibt. Nach dem Katechismus gibt es einen „Feiertag”, einen „Sabbat”, der von „allen Tagen meines Lebens” unterschieden wird. Gemeint ist hier natürlich der Sonntag. Dieser Tag ist für ein Kind Gottes vor allem durch Ruhe charakterisiert. Diese Ruhe drückt sich vor allem darin aus, besondere Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zu haben. Gott setzt diesen Tag beiseite, und das tut Er im Vierten Gebot. Und um dieses Vierte Gebot geht es in Frage Nr. 103 des Heidelberger Katechismus.
Die Lehre des Heidelberger Katechismus zum Sonntag lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das Vierte Gebot gilt auch noch in der Zeit des Neuen Testaments und setzt nach wie vor einen Tag beiseite, an dem die Gläubigen sich unter dem Wort Gottes von ihrem Arbeitsalltag ausruhen sollen. Weil es dieses Vierte Gebot gibt, sind für einen Christen eben nicht alle Tage gleich („…dass ich alle Tage meines Lebens von meinen bösen Werken feiere…”). Weil es dieses Vierte Gebot gibt, gedenkt und heiligt der Christ einen ganz besonderen Tag: Den Sonntag, den Tag unseres Herrn. Er entspricht dem siebenten Tag im Alten Testament und dem neutestamentlichen Sabbattag.
Biblische Belege
Diese Lehre des Bekenntnisses ist biblisch, ganz einfach weil sie dem Inhalt des Vierten Gebotes entspricht. Das Vierte Gebot ist Teil des Moralgesetzes Gottes, welches niemals seine Gültigkeit verloren hat. Dieses Gebot wurde ebenso wenig abgeschafft, wie das Gebot, Gottes Namen nicht zu missbrauchen. Wie auch die anderen neun, wurde auch dieses Gesetz vom Finger Gottes in Granit geschrieben. Wäre also das Vierte Gebot rein zeremonieller Natur, hätten wir nur neun statt Zehn Gebote. Es hieße nicht mehr Dekalog, sondern „Ennealog”. Das immer noch und für alle Zeiten gültige Vierte Gebot verlangt von uns, dass wir einen ganz besonderen Tag heilig halten und damit verbunden auch unsere Arbeit ruhen lassen.
Das Neue Testament schafft das Vierte Gebot nicht ab. Jesus tat das nicht, und doch wird oft behauptet, dass Jesus es mit der Sabbatheiligung im Vergleich zu den Pharisäern nicht ganz so streng sah. Als Folge dieser Sichtweise werden dann diejenigen, die sich nicht um die Heiligung des Sonntags scheren, als gute Christen angesehen. Diejenigen, die sich dagegen um die Sonntagsheiligung bemühen, werden des Pharisäertums verdächtigt. Es ist wahr, dass die Pharisäer unserem Herrn vorwarfen, eine laxe Haltung zur Sabbatruhe zu haben. Sie warfen ihm vor, die Sabbatruhe zu verletzen (Johannes 5,18). So sagten sie z.B.: „Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält!” (Johannes 9,16). Diese Anschuldigung war jedoch unberechtigt.
Was lehrte Jesus? Was wollte Er durch Sein Handeln zum Ausdruck bringen? Wo war Er am Sabbat und was tat Er? Erntete Er auf dem Feld? Nahm Er an Besichtigungstouren der Mittelmeerlandschaft teil? Oder war Er im Stadium und sah sich ein Spiel der Nazareth Bobcats gegen die Capernaum Bears an? Nichts dergleichen. Wenn Er nicht in der Synagoge war und predigte war er unterwegs und tat gute Werke an notleidenden Gläubigen, indem Er sie heilte und die Macht des Teufels brach.
Was lehrte Jesus bezüglich des Sabbats? Gestand Er je ein, dass der Vorwurf der Pharisäer berechtigt war? Hat Er jemals gesagt, „Ich bin gekommen und damit hat der Sabbat seine Gültigkeit verloren”? Keineswegs. Er lehrte vielmehr, dass die Sabbatruhe nicht in Untätigkeit, sondern in bestimmten Tätigkeiten zum Ausdruck kommt: Gottesdienst und Hilfe für Brüder in Not. Er lehrte, dass der Sabbat für den Menschen geschaffen war, zum größten Nutzen des Menschen. Und Er lehrte, dass Er der Herr des Sabbats ist. Hier muss man genau hinsehen: Er bezeichnete sich selbst nicht als den „Abschaffer der Sabbats”, sondern als den „Herrn des Sabbats”.
Als Herr des Sabbats erfüllt Er den Sabbat und schafft die vollkommene Ruhe mit Seinem stellvertretendem Tod und Auferstehung. Dass der Sabbat jetzt erfüllt ist, macht Jesus deutlich, indem Er den Sabbattag vom siebenten Tag der Woche auf den ersten Tag der Woche verlegt. Nicht die Gemeinde sondern der Herr Jesus hat den ersten Tag der Woche als einen Ruhetag für die neutestamentliche Gemeinde beiseite gesetzt. Die Gemeinde hat keinerlei Befugnis, den Sabbattag in irgend einer Form zu verändern oder ihn auf den ersten Tag der Woche zu verlegen. Die Gemeinde trifft keine Festlegungen, sie verkündet lediglich den Willen ihres souveränen Herrn, so wie er sich in der Schrift offenbart. Der Herr des Sabbats selbst legte den ersten Tag der Woche als Ruhetag für die neutestamentliche Gemeinde fest. Er tat dies, indem Er jeweils am ersten Tag der Woche von den Toten auferstand (Lukas 24,1), seine Jünger vor der Himmelfahrt traf (Johannes 20,19.26), in Form des Heiligen Geistes zur Gemeinde kam (Pfingsten fiel auf einen Sonntag) und die Apostel und die apostolische Gemeinde dazu aufrief, sich sonntags zum Gottesdienst zu versammeln (Apostelgeschichte 20,7; 1. Korinther 16,1.2).
Deshalb bezeichnet der Geist des Herrn in Offenbarung 1,10 den ersten Tag der Woche als den Tag des Herrn: „Ich [Johannes] war im Geist am Tag des Herrn…” Diese eine kurze Schriftstelle ist Gottes eindeutige und zwingende Antwort auf die Sabbat-Frage. Nur diese Schriftstelle allein widerlegt die Position der Siebenten-Tags-Adventisten bezüglich des Tages der Ruhe und des Gottesdienstes für die neutestamentliche Gemeinde. Wichtiger aber ist, dass hier von dem Tag die Rede ist, an dem Jesus auferstanden ist. Dieser Tag ist ein besonderer Tag und muss von denen beachtet werden, die den auferstandenen Herrn lieben. Natürlich gehören in gewisser Weise alle Tage der Woche dem Herrn, trotzdem ist eben ein ganz besonderer Tag als „Tag des Herrn” hervorgehoben.
Die Gemeinde nach der Zeit der Apostel hatte dies von Anfang an erkannt. Ignatius, der wohl älteste Kirchenvater, schrieb: „Es soll ein jeder, der Christus liebt, den ersten Tag der Woche heilig halten: Den Tag des Herrn.”
Wie heiligt man den Sonntag?
Der Begriff „Tag des Herrn” deutet bereits an, was unter Sonntagsheiligung zu verstehen ist: Der Tag soll dem Herrn Jesus gewidmet sein. Dies geschieht durch den Gottesdienst als auch durch die die Gemeinschaft mit und die Freude am gekreuzigten und auferstanden Christus. Wie schon Johannes es tat, gedenken wir dem Herrn im Geist, hören Jesu machtvolle Stimme (die Verkündigung des Evangeliums) und sehen Ihn (im Glauben) mitten unter uns (in der Zusammenkunft der Gemeinde).
Wie heiligen den Sabbat in besonderem Maße indem wir regelmäßig den Gottesdienst der Gemeinde Jesu besuchen. Nach dem Heidelberger Katechismus ist dies die erste Forderung des Vierten Gebotes. Das bewusste Fernbleiben vom Gottesdienst oder ein nicht regelmäßiger Besuch sind eine grobe Verletzung des Vierten Gebotes. Der Katechismus ist in diesem Punkt absolut biblisch. Am ersten Tag der Woche versammelte sich die apostolische Gemeinde zum Gottesdienst: Es wurde das Wort gehört, das Brot gebrochen, gebetet und für die Armen gegeben.
Es sollte offensichtlich sein, dass der regelmäßige Gottesdienstbesuch Gehorsam gegenüber dem Vierten Gebot des Gesetzes Gottes darstellt. Als Teil der ersten vier Gebote verlangt das Vierte Gebot von Gottes erlöstem Volk ein Zeugnis seiner Liebe gegenüber Gott. Der regelmäßige Gottesdienstbesuch ist Anbetung und Lob Gottes in Jesus Christus durch ein dankbares Volk. Das Vierte Gebot ruft die Heiligen zur Ruhe. Im Gottesdienst kommen wir dem nach, indem wir Gottes wundervollem Werk in Christus durch Wortverkündigung und Sakrament freudig begegnen. Das Vierte Gebot findet seine Erfüllung in Jesus Christus: Indem wir den Gottesdienst besuchen, suchen wir Gemeinschaft mit Ihm. Er ist in Geist und Wort gegenwärtig und wir streben danach, Ihn zu ehren.
Der Gottesdienstbesuch ist nur unter drei Bedingungen eine wahrhaftige Sonntagsheiligung: Erstens muss es ein Akt des Glaubens sein, kein Ungläubiger kann durch Gottesdienstbesuch den Sonntag heiligen. Zweitens muss der Gottesdienstbesuch regelmäßig sein, d. h. jeder Gottesdienst, der am Sonntag gehalten wird, sollte besucht werden. Drittens sollen wir mit dem Herzen dabei sein und den Gottesdienst als etwas Freudiges empfinden. Psalm 122 beschreibt die richtige Haltung zum Gottesdienstbesuch folgendermaßen: „Ich freue mich an denen, die zu mir sagen: Lasst uns zum Haus des Herrn gehen!”
Diese Art des Gehorsams gegenüber dem Vierten Gebot ist heute jedoch gefährdet. Im Deich treten Risse auf. Manche kommen nur unregelmäßig zum Gottesdienst, sie bleiben entweder ganz zu Hause oder kommen nur zu einem Gottesdienst. Es ist zunehmend verbreitet, einfach mal einen Gottesdienst nicht zu besuchen, weil das unseren Freizeitaktivitäten im Wege stehen würde. Der Tag des Herrn wird als solcher gar nicht mehr wahrgenommen und man behandelt ihn wie einen gewöhnlichen Werktag. Es werden Reisen oder Ausflüge unternommen, gerade so, als ob dieser Tag nicht dem auferstandenen Herrn sondern uns selbst gehören würde. Scheinbar geht man davon aus, dass das Vierte Gebot ab und zu auch mal ignoriert werden kann. Man glaubt, dass wenn man den Tag des Herrn 51 Wochen des Jahres heiligt, darf man zum Ausgleich auch mal eine Woche „freinehmen”.Was würden diese Leute wohl sagen, wenn andere diese Denkweise im Bezug auf Stehlen und Töten anwenden würden?
„Aber der Tag des Herrn steht meinen Vergnügungen im Wege”, so hört man manchmal von Leuten, die einfach nur ihr Wochenende genießen wollen. Ja, das Gesetz Gottes hat eine gewisse Tendenz, den eigenen Plänen im Wege zu stehen… Durch das gesamte Alte Testament hindurch „störte” das Sabbatgebot Israels Vergnügungen, und genau deshalb verletzten sie es (vgl. Jesaja 58,13 und Amos 8,5). Dürfen wir uns das Gesetz solange zurecht biegen, bis es unsere Vergnügungen nicht mehr behindert? Oder ist es vielleicht nicht vielmehr so, dass wir unser Leben nach dem Gesetz ausrichten und uns daran erfreuen sollen?
Nun mag jemand einwenden: „Das ist ja alles gut und schön, aber ich arbeite das ganze Jahr hart und brauche einfach etwas Erholung.” Selbstverständlich brauchen wir das, und zwar die Erholung, die im Hause der Herrn und in Seinem Wort zu finden ist.
Eine weitere Gefahr für den wahrhaftigen Gottesdienstbesuch ist Formalismus. Der Pastor hält seine Predigt und erzählt vor sich hin, und die Leute hören brav zu und hoffen, dass er nun endlich bald fertig ist. Warum gehen wir in den Gottesdienst? Die frühen Christen grüßten einander mit den Worten: „Der Herr ist auferstanden!” Heute heißt es eher: „Lausiges Wetter heute, findet Du nicht auch?”
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass in der Gemeinde, die wir besuchen, das Wort Gottes nicht gepredigt wird. Einfach nur irgend einen Gottesdienst zu besuchen ist nicht auch zwangsläufig das, was im Vierten Gebot gefordert wird. Auch wenn man diesen Gottesdienst treu und regelmäßig besucht, ist das allein noch keine Erfüllung des Vierten Gebotes. Wer wirklich den Tag des Herrn heiligen will, muss sich die zentrale Frage stellen: „Was ist das für eine Gemeinde, die ich regelmäßig besuche?” Ist es eine Gemeinde, die Jesus ehrt , indem sie Ihn als Herrn verkündet? Als den ewigen Sohn Gottes im Fleisch, den eingeborenen und souveränen Erlöser von der Sünde? Ist es eine Gemeinde, die den Frieden Gottes gibt, indem sie die Rechtfertigung durch den Glauben allein und die Erlösung aus Gnade allein lehrt? Hat sich diese Gemeinde der Herrlichkeit Gottes verschrieben, indem sie all Seine Gebote lehrt und sie auch diszipliniert befolgt?
Der gesamte Tag muss dem Herrn gewidmet werden
Um den Gottesdienst in rechter Weise besuchen zu können, müssen die Arbeit der anderen sechs Tage der Woche sowie unsere Freizeitaktivitäten ruhen. Das Vierte Gebot sagt: „da sollst du kein Werk tun” (2. Mose 20,10). Bereits im Alten Testament war der Zweck des Ruhen lassens der Arbeit klar beschrieben: „damit dein Knecht und deine Magd ruhen wie du.” (5. Mose 5,14). Das Ruhen lassen der Arbeit hat in sich selbst keinen Wert, es ist jedoch notwendig, um die Sonntagsruhe zu verwirklichen. Wenn ein Israelit am Sabbat arbeitete (wie in 4. Mose 15,32), bestand die Sünde nicht darin, dass er Holz gesammelt hatte. Sie bestand darin, dass er die geistliche Ruhe Gottes gering schätzte und damit Christus und sein Erlösungswerk. Derjenige zeigte mit solch einem Verhalten, dass er ein Weltmensch war. So etwas verdiente die Todesstrafe, und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Heute ist das nicht anders. Am Tag des Herrn zu arbeiten, hindert den rechten Gottesdienstbesuch. Natürlich gibt es notwendige Arbeiten, die verrichtet werden dürfen. Jesus lehrte z.B., dass man einen Esel aus dem Graben ziehen dürfte. Wie aber jemand einmal treffend bemerkte: Wenn man einen Esel hat, der jeden Sonntag in den Graben fällt, wird man doch entweder den Graben zuschütten oder den Esel verkaufen.
Die Hausaufgaben unserer Kinder fallen ebenfalls unter das Verbot von Arbeit. Denn die Arbeit von Erwachsenen besteht aus der Landwirtschaft, der Arbeit in der Fabrik, Geschäften oder der Hausarbeit; die „Arbeit” von Kindern dagegen sind ihre Hausaufgaben. Gott beansprucht nun, dass diese Arbeit ruhen gelassen wird, damit wir andere, bessere Dinge tun können.
Wenn das Befolgen des Arbeitsverbotes finanziellen Verlust oder wirtschaftliche Not mit sich bringt, sollten wir das freudig ertragen. Jesus Christus wäre wohl ein schlechter Herr, wenn man Seinen besonderen Tag wegen solcher Nöte nicht ehren könnte.
Ebenso wenig ist es der Sonntagsheiligung zuträglich, wenn man den Sonntag Nachmittag damit verbringt, Sportsendungen anzusehen. Das ständige Verlangen nach Vergnügen ist eine große Gefahr in unserer Gesellschaft. Die Welt zieht den Tag des Herrn in den Schmutz, sonntags wird mehr Widerwärtiges und Böses veranstaltet, als an allen anderen Wochentagen zusammen. Das war aber schon immer so. In seinem feierlichen Aufruf zur Sabbatheiligung in Jesaja 58,13.14, warnt der Prophet Israel als Erstes davor, „dass du nicht an meinem [Gottes] heiligen Tag das tust, was dir gefällt”. Wenn wir den Tag des Herrn für unsere Vergnügungen verwenden wollen, sollten wir stattdessen besser arbeiten, das wäre wenigstens das geringere der beiden Übel. Augustinus sagte vor langer Zeit einmal bezüglich der Sonntagsheiligung: „Es ist besser zu pflügen als zu tanzen.”
Alltagsarbeit und Vergnügungen sind deshalb vom Vierten Gebot nicht erlaubt, weil sie einen negativen Einfluss auf den rechten Gottesdienstbesuch haben. All das, was man den restlichen Tag über tut, hat einen Einfluss auf den Gottesdienst am Sonntag. Wer sich keine zwei Stunden nach dem Morgengottesdienst in seine Alltagsarbeit stürzt, zerstört damit die Nachwirkung des Gottesdienstes und ertränkt die Hoffnung auf die Neue Welt in seinen Alltagssorgen. Wer den Nachmittag damit verbringt, Sportsendungen zu verfolgen, kann wohl kaum in den Abendgottesdienst gehen und Lob und Dank opfern. Wahrscheinlich wird derjenige gar nicht in den Abendgottesdienst gehen. Der geradezu erschreckende Abfall der Teilnehmerzahl von Abendgottesdiensten ist hauptsächlich auf den Missbrauch des Sonntags als Freizeittag zurückzuführen: Man spielt Golf, macht ein Picknick, besucht Freunde und Verwandte, sieht fern, oder entspannt sich zu Hause bei einem Buch. Wer nach dem Ende der Sportsendung noch schnell in den Gottesdienst hetzt, wird kaum Freude über die wundervollen Werke Gottes in Jesus empfinden oder seinen Sinn auf die himmlischen Dinge richten können, wo Jesus Christus zur Rechten Gottes sitzt.
Was aber soll ich tun?
Der gesamte Tag soll der Anbetung und dem Herrn Jesus gewidmet sein. Das ist die Antwort auf die viel gestellte Frage: „Was sollen wir am Sonntag tun?”
Gott will, dass wir aktiv sind, es geht also darum, welche Tätigkeiten zu tun sind. Nichts zu tun, also nur „herumhängen” ist kein Gehorsam gegenüber dem Vierten Gebot. Jesus macht dies in Johannes 5 deutlich: Er heilte den Lahmen am Sabbat und entgegnet auf die Einwände der Pharisäer: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch.” Die Auffassung, den Sabbat durch Nichtstun zu heiligen, war Teil der Gesetzlichkeit der Pharisäer.
Die Tätigkeit am Sonntag besteht jedoch nicht in Alltagsarbeit sondern in geistlichen Aktivitäten, wie der ganz persönlichen Anbetung. Es gibt zwar auch den Gottesdienst, aber eben auch die ganz private Zeit mit Gott. In dieser Zeit sollten wir beten oder lesen, und zwar nicht die Sonntagszeitung sondern die Heilige Schrift. Dazu können wir auch Bücher und Zeitschriften lesen, die die Schrift auslegen. In unserer heutigen Zeit ist ein Mangel an persönlichem Gebet – und damit Gemeinschaft mit Gott – zu beklagen. Auch wird immer weniger gute, geistlich zuverlässige Literatur gelesen und studiert. Weltliches Denken kommt wie eine Flutwelle daher und der Tag des Herrn ist der Deich! Die Dordrechter Synode sprach von „Heiligem Nachsinnen” – der Ausdruck allein ist uns heute fremd, geschweige denn der Inhalt. Wir sind so beschäftigt, unsere Gedanken drehen sich so sehr um die Welt und doch sträuben wir uns so gegen eine Stunde der Ruhe und Einsamkeit. Der Sonntag ist ein Tag, um an heilige Dinge zu denken, wie z.B. an unsere Sünden, an unsere Erlösung, an unsere privilegierte Position und Berufung, an die Schönheit der Gemeinde, an Christus oder an die Herrlichkeit Gottes.
Zulässige und notwendige Tätigkeiten am Sonntag sind Werke der Nächstenliebe. Also gute Werke für unseren Nächsten, insbesondere für unsere Geschwister. Der Heidelberger Katechismus nennt als wichtigen Teil des Gottesdienstes die Linderung der Not der Armen bzw. das Geben von Almosen. Es gibt auch andere Möglichkeiten, Bedürftigen zu helfen: Jesus heilte sie, wir können ältere Menschen besuchen, die zu Hause oder in einer Einrichtung dahinvegetieren. Wir können auch einsame Geschwister besuchen oder zu uns nach Hause einladen. Wir können den Verzweifelten Trost spenden. Die Gemeinde ist voll von Bedürftigen, wir müssen nur unsere Augen aufmachen.
Am Sonntag Abend kann man sich dann an der wunderbaren Gemeinschaft mit den Geschwistern erfreuen, zu der wir aufgerufen sind. Dann erzählen wir nicht von unserer Arbeit, nicht von den Restaurants, die wir besucht haben, nicht von den aktuellen Entwicklungen in der Fußball-Bundesliga und nicht von den vielen Dingen, die die anderen Gemeindemitglieder falsch machen. Stattdessen sprechen wir über den Herrn Jesus. Jesaja 58 warnt uns ausdrücklich davor, „nichtige Worte” zu reden.
Am Tag des Herrn sollten Familienandachten stattfinden. Wenn es öffentliche und private Anbetung gibt, muss es auch Familienandachten geben. Das Vierte Gebot ist ein Gebot für Familien. Es richtet sich an das Haupt der Familie, den Ehemann und Vater: „aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter” (5. Mose 5,14). Der Vater ist verantwortlich dafür, dass der Sabbat in seinem Haus gehalten wird. Er soll zusammen mit der Familie ruhen. Historisch gesehen war der Tag des Herrn schon immer ein Bollwerk von reformierten und presbyterianischen Familien.
Familienandachten sind notwendig, gerade in einer Zeit, in der das Familienleben von so vielen Seiten bedroht wird. Die Familie sollte über die Predigt sprechen, und das heißt nicht, dass man sie zerpflückt und den Pastor kritisiert. Sie sollte die Bibel zusammen lesen und studieren. Eltern sollten mit ihren Kindern den Katechismus durchgehen. Ich freue mich immer, wenn ein Kind im Katechismusunterricht sagt: “Mein Vater (oder meine Mutter) hat mir die Geschichte schon erzählt.” Auch sollte die Familie zusammen singen.
Es gibt sonntags so viel zu tun, dass der Tag eigentlich schon fast zu kurz ist. „Wie lange dauert der Tag des Herrn?” hat manch einer gefragt. Man sollte dem Herrn schon einen ganzen Tag widmen, schließlich heißt es Tag des Herrn und nicht Stunde des Herrn. Die Frage hat außerdem einen etwas seltsamen Beigeschmack, sie hört sich doch sehr nach der Frage der Juden in Amos 8,5 an: „Wann [endlich] ist der Neumond vorüber, damit wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, dass wir Korn anbieten, damit wir das Ephamaß verkleinern und das Schekelgewicht erhöhen und die Waage zum Betrug fälschen können, dass wir die Bedürftigen um Geld und den Armen für ein Paar Schuhe kriegen und Spreu als Korn verkaufen können?” Niemand spricht so, wenn es um seinen Urlaub geht (à la „Wann ist er denn endlich vorbei?”). Solche Fragen über den Tag des Herrn weisen auf einen Riss im Damm unserer eigenen Seele hin, die Weltlichkeit strömt ein. Derjenige, der die Ruhe Christi zu schätzen weiß, spricht anders: „Wann endlich wird der ewige Tag des Herrn beginnen?”
Und doch ist unser Gehorsam gegenüber dem Vierten Gebot bestenfalls unvollkommen. Wir haben keinen vollkommenen Glauben in Christus, der unsere Ruhe und unser Frieden ist. Wir kommen nicht in den Gottesdienst mit dem Eifer für Gottes Ehre und mit der Dankbarkeit für Sein Werk in Jesus, die wir haben sollten. Oft hören wir das Wort Gottes emotionslos und auch wir Pastoren predigen oft so. Unser Gebrauch der Sakramente und unsere Gebete sind oft von der Gewohnheit geprägt und unsere Gedanken und Gespräche drehen sich um weltliche Dinge. Letzten Endes, wenn es dann Sonntag Abend ist und wir auf den Tag zurückblicken, bleibt oft nicht viel von der Sonntagsheiligung übrig. Bestenfalls, dass wir nicht gearbeitet haben. Das Vierte Gebot führt uns unser Elend vor Augen, so dass wir uns zu Christus und Seiner Rechtfertigung fliehen können.
Aber der Herr, der rechtfertigt, heiligt auch. So können wir wenigstens im Ansatz dem Vierten Gebot treu sein. Dieser Anfang des Gehorsams, auch wenn er zunächst klein scheint, ist ein siegreicher Anfang. Am Tag des Herrn ruhen wir durch den Glauben in Christus. Hieraus erwächst dann die Kraft, durch die wir an den anderen sechs Tagen der Woche leben und arbeiten können, durch die wir uns von unseren bösen Taten abwenden und uns auf den Herrn werfen können, damit er durch Seinen Geist in uns wirkt. So beginnt der ewige Sabbattag bereits in diesem Leben.
Die Sonntagsheiligung ist etwas, was uns Freude bereitet. Der Tag des Herrn ist kein trostloser Tag. Es stimmt einfach nicht, was Thomas Babington Macaulay mit beißendem Spott (zu Unrecht) formulierte: „Die Puritaner waren gegen die Bärenhetzjagd am Sonntag. Der Grund hierfür war nicht das Leiden der Bären sondern das Vergnügen der Menschen.”
Vielmehr wird unsere Erfahrung mit dem Lied beschrieben:
Day of all the week the best,
Emblem of eternal rest.1
Unsere Erfahrung wurde vor langer Zeit vom Propheten in Jesaja 58,13.14 beschrieben:
„Wenn du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst, dass du nicht an meinem heiligen Tag das tust, was dir gefällt; wenn du den Sabbat deine Lust nennst und den heiligen [Tag] des Herrn ehrenwert; wenn du ihn ehrst, so dass du nicht deine Gänge erledigst und nicht dein Geschäft treibst, noch nichtige Worte redest; dann wirst du an dem Herrn deine Lust haben; und ich will dich über die Höhen des Landes führen und dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob! Ja, der Mund des Herrn hat es verheißen.”
1Auf deutsch etwa: „Höchster Tag der Woche / Symbol der ewigen Ruhe”
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