Ronald Hanko
Es ist sehr wichtig, dass, wenn wir von Taufe sprechen, wir uns im Klaren darüber sind, dass das Neue Testament das Wort Taufe auf zwei verschiedene Arten verwendet. Das Versäumnis, dies zu erkennen, führt oftmals zu Missverständnissen und Irrtümern.
Wenn das Neue Testament das Wort Taufe verwendet, bezieht es sich dabei manchmal auf das Sakrament oder den Ritus: das, was wir als Wassertaufe bezeichnen (Mt. 3,7; Mt. 28,19; Apg. 2,38, 41; 1Kor. 10,2). Genau genommen ist die Wassertaufe nicht die Taufe, sondern das Zeichen der Taufe, ein Symbol, das auf eine unsichtbare, geistliche Realität deutet.
Im Unterschied zum Symbol oder Zeichen, bedeutet die Realität der Taufe das Wegwaschen der Sünden durch das Blut und den Geist Jesu Christi. Dies ist die Realität, von der die Taufe nur ein Bild ist. Wenn von Taufe in diesem geistlichen Sinn gesprochen wird, ist es vollkommen angemessen zu sagen, dass Taufe uns rettet (1Pt. 3,21).
Viele Passagen im Neuen Testament sprechen von dieser geistlichen, rettenden Realität und nicht vom Zeichen der Wassertaufe. Die bemerkenswertesten sind: Römer 6,3-6, 1Korinther 12,13, Galater 3,27; Epheser 4,5, Kolosser 2,12 und alle anderen Stellen, die von der Taufe im oder mit dem Heiligen Geist sprechen.
Keine dieser Stellen spricht von der Wassertaufe. Bis wir das nicht begreifen, werden wir allen möglichen Irrtümern verfallen und zu falschen Schlussfolgerungen kommen. Einige Beispiele: Wasser rettet (1Pt 3,21) oder Wasser bringt uns in die Gemeinschaft mit Christus (1Kor. 12,13).
Der Unterschied zwischen Zeichen und Realität wird in der Tatsache deutlich, dass nicht alle, die mit Wasser getauft sind, auch die Realität der Taufe erhalten. Auch verwirken nicht alle, die nicht mit Wasser getauft werden, damit die geistliche Realität der Taufe durch die wir gerettet werden.
Nichtsdestotrotz steht beides in Bezug zueinander. Das eine ist das Zeichen oder Bild des anderen und das darf nicht vergessen werden. Ein Zeichen, auf dem „Chicago” steht, welches aber in Richtung „Houston” deutet, ist einfach nur irreführend und täuschend. Ein Zeichen muss immer auf die Realität hinweisen, wenn es uns eine Hilfe sein soll. Daher muss das Zeichen mit der Realität übereinstimmen und die Realität mit dem Zeichen.
Zum Beispiel kann die Frage nach der Durchführung der Wassertaufe, zu einem gewissen Grad, anhand der Untersuchung der Art und Weise der geistlichen Taufe beantwortet werden. Wenn wir fragen: „Wie werden wir durch das Blut und den Geist Christi getauft?”, so lautet die Antwort der Schrift: „Durch Besprengen oder Begießen.” Es wäre merkwürdig, um nicht zu sagen irreführend, wenn Zeichen und Realität an dem Punkt nicht übereinstimmen würden.
Umgekehrt muss die Realität auch mit dem Zeichen übereinstimmen. Es würde nicht viel bringen, das Essen des Brotes und das Trinken des Weins — obwohl beides auch den Tod Christi darstellt — als Symbole der Reinigung von Sünde durch Christi Opfer zu verwenden. Das Zeichen muss die Reinigung auch andeuten.
In der Tat hat uns Christus das Zeichen gegeben, das uns hilft, die Realität zu verstehen und zu glauben. Ich mag wohl sagen: „Kann irgendetwas wirklich meine Sünden wegwaschen — alles wegwaschen? Das ist zu viel, ich kann das nicht glauben. Meine Sünden sind zu groß und zahlreich.” Dann sagt das Zeichen der Taufe: „So wahr wie das Wasser den Schmutz vom Körper abwäscht, so wahr wäscht das Blut Jesu Christi Sünde ab.” Dadurch wird mein Glaube in Christus und sein Opfer gestärkt.
aus: Ronald Hanko, 2004: Doctrine According to Godliness. A Primer of Reformed Doctrine, S. 259f.
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