Ronald Hanko
Wir kommen nun zum schwierigen Thema der Sakramente. Einerseits ist es beunruhigend, dass die Sakramente, die von Christus als Kennzeichen von Gemeindeeinheit eingesetzt wurden, eine der wesentlichen Ursachen für Spaltungen in der Gemeinde sind. Andererseits gipfeln fast alle Glaubensinhalte einer Gemeinde in den Sakramenten, so dass es nicht verwundert, dass sie Spaltungen zwischen Gemeinden und Christen kennzeichnen. Wir sprechen nicht von Sakramenten, um Spaltungen zu fördern, sondern in der Hoffnung und dem Gebet, dass mehr Einheit in der Wahrheit herrscht.
Was sind Sakramente? Das Wort Sakrament hat den Ursprung im lateinischen Wort mit der Bedeutung Eid. Obwohl es nicht in der Schrift vorkommt, verwenden wir es, weil jedes Sakrament eine sichtbare, konkrete (fühlbare) Verheißung oder Eid von Christus an seine Gemeinde ist.
Das Wort Sakrament wird in Bezug auf bestimmte Bräuche angewandt, die Christus speziell seiner Gemeinde gegeben hat, um seine Verheißungen an die Gemeinde zu unterstreichen. Diese Bräuche sollen in der Gemeinde durchgeführt werden bis Christus wiederkommt (Mt. 28,19; 1Kor. 11,26).
Diese Bräuche oder Zeremonien sind Symbole oder Zeichen. Dies wird aus dem Fakt ersichtlich, dass Jesus das Brot des Abendmahls als „mein Leib” bezeichnet und den Kelch als „de[n] neue[n] Bund in meinem Blut” (Lukas 22,20). Da das Brot und der Kelch diese Dinge nicht wortwörtlich sein können, wie hoffentlich noch gezeigt werden wird, müssen sie Zeichen Christi Blut und Leib sein.
Dasselbe kann auch von der Taufe gesagt werden. Die Schrift verwendet sowohl für die Wassertaufe als auch das Abwaschen von Sünde durch Christi Blut dieselbe Bezeichnung. Beides, das Zeichen und die geistliche Realität, hat dieselbe Bezeichnung: Taufe (vgl. Apg. 2,41 und 1Pt. 3,21).
Diese Symbole und Zeichen sind uns zur Unterstützung unseres Glaubens gegeben (Richter 6,36-40; Lukas 1,18-20; Lukas 2,12). Sie helfen unserem Glauben auf zwei Wegen: durch Verbildlichung nicht sichtbarer, geistlicher Realitäten und durch das Hinweisen auf Christus als den vollkommenen Erlöser. Wir brauchen sie, weil unser Glaube oft schwach ist und wir glauben müssen ohne zu sehen (Joh. 20,29; 2Kor. 5,7).
Darauf vertrauend, dass Kontinuität zwischen Beschneidung und Taufe und zwischen dem Passah und dem Abendmahl besteht, sehen wir die Sakramente auch als Siegel (Röm. 4,11). Wenn sie Zeichen sind, müssen sie auch Siegel sein, denn Zeichen bekräftigen oder besiegeln immer etwas.
Als Siegel dienen die Sakramente Gläubigen nicht nur zur Veranschaulichung geistlicher Realitäten und lehren uns gewisse Dinge, sondern auch zur Stärkung und Bestätigung unseres Glaubens. Die Sakramente stärken unseren Glauben und zwar in der Taufe dadurch, dass so sicher wie Wasser unseren Körper reinigt, so auch das Blut Jesu Christi unsere Seelen wäscht; und im Abendmahl, dass so sicher wie uns Brot und Wein ernähren, so auch Christus die tägliche Nahrung und der Trank und das Leben für unsere Seelen ist.
Die Sakramente sind folglich eine wunderbare und bemerkenswerte Bezeugung der Güte und Gnade Gottes, der uns nicht abweist, sondern uns in unserer Schwachheit unterstützt. Aus diesem Grund sind die Sakramente notwendig und deren Anwendung unsererseits ein Beweis unseres Vertrauens in Gott.
aus: Ronald Hanko, 2004: Doctrine According to Godliness. A Primer of Reformed Doctrine, S. 255f.
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