Prof. Herman Hanko
„Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist.” (Judas 3).
Gott teilt sich Seiner Gemeinde durch Sein Wort mit. Im Licht Seines Wortes wollen wir nun die wichtige Frage beantworten, was es bedeutet, „reformiert” zu sein.
Wie allgemein bekannt, hat das Wort „reformiert” heute so viele unterschiedliche Bedeutungen, dass sein ursprünglicher Sinn verloren gegangen ist. Es gibt Gemeinden, die sich als „reformiert” bezeichnen, tatsächlich jedoch gar nicht reformiert sind. Vielmehr sind sie sogar zu Feinden des reformierten Glaubens geworden.
Es gibt auch einzelne Personen, die sich als „reformiert” bezeichnen. Vielleicht kommt das Wort „reformiert” nicht unbedingt in der Bezeichnung ihrer Gemeinde vor, sie selbst bezeichnen sich jedenfalls so. Würde man sie fragen: „Bist Du ein Reformierter?” würden sie ohne zu Zögern antworten: „Ja, so ist es.” Würde man dann jedoch weiter fragen, was das denn konkret bedeutet, käme keine Antwort. Diese Leute haben nämlich keine Ahnung davon, was es bedeutet, „reformiert” zu sein. Sie benutzen diese Bezeichnung einfach, weil es sich ansprechend anhört, weil hinter dieser Bezeichnung eine ehrwürdige Geschichte steht oder einfach, weil sie es schick finden, sich so zu bezeichnen. Aber davon, was es bedeutet, „reformiert” zu sein, haben sie nicht die geringste Ahnung.
Es ist wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind, was „reformiert sein” bedeutet. Es soll in diesem Artikel nicht darum gehen, herauszufinden, ob Sie wirklich „reformiert” sind. Wenn Sie es sind, freut es mich natürlich. Wenn Sie es nicht sind, müssen Sie sich über Folgendes im Klaren sein: Sie sind selbst dafür verantwortlich, was Sie glauben und müssen dem Richter von Himmel und Erde eines Tages Rechenschaft darüber ablegen. Es geht mir also nicht darum herauszufinden, ob Sie reformiert sind. Vielmehr ist es mir ein großes Anliegen, dass die Leute endlich damit aufhören, willkürlich alles Mögliche als „reformiert” zu bezeichnen. Gerade so, als ob der Begriff „reformiert” keinen spezifischen Inhalt hätte. Seien wir doch ehrlich vor Gott, vor der Gemeinde und vor dem Herrn der Gemeinde, unserem Herrn Jesus Christus. Wenn jemand nicht reformiert sein will, soll er den Mut haben, den reformierten Glauben abzulehnen. Es geht hier um mehr als eine reine Bezeichnung, es geht um die Inhalte, die damit verknüpft sind.
Ich bin reformiert. Ich bin deshalb reformiert, weil ich aus tiefstem Herzen davon überzeugt bin, dass der reformierte Glaube die Wahrheit der Schrift wiedergibt. Und diese Wahrheit ist von fundamentaler Bedeutung, weil sie den Unterschied zwischen Himmel und Hölle ausmacht. Es geht hier nicht um Besserwisserei oder um begriffliche Feinheiten. Wir reden hier von Dingen, die ewigen Bestand haben: Die Wahrheit der Schrift, die Wahrheit Gottes und die Wahrheit unserer Errettung.
Es gibt eine unübersehbare Zahl von Gruppierungen, die sich allesamt als „reformiert” bezeichnen. Da gibt es z.B. die Gruppe der sogenannten „Fundamentalisten”, die sich als reformiert bezeichnen. In den USA ist der Fundamentalismus eine einflussreiche religiöse und kirchliche Bewegung. In den Zeitungen heißt es, dass die Fundamentalisten dafür Sorge trugen, dass die letzten beiden Präsidenten ins Amt kamen. Wenn das mal kein Einfluss ist! Die Fundamentalisten bezeichnen sich selbst als reformiert, aber sie sind es nicht.
Wie der Name schon sagt, halten die Fundamentalisten an den fundamentalen Wahrheiten der Schrift fest. Hierzu gehören z.B. die unfehlbare Inspiration der Schrift, die Jungfrauengeburt unseres Herrn Jesus Christus und der Glaube an Wunder und das Übernatürliche. Sie glauben an Schöpfung statt an Evolution, an die körperliche Auferstehung Jesu Christi von den Toten, und an Seine Wiederkunft in den Wolken. Das alles sind Wahrheiten der Schrift und das soll auch gar nicht zur Diskussion stehen.
Wer das alles glaubt ist deswegen aber noch nicht reformiert. Wie viele Katholiken gibt es auf der Welt, die all diese Wahrheiten glauben. Ich habe sie selbst getroffen und mit ihnen gesprochen. Und wer käme wohl auf die Idee, diese Katholiken als „reformiert” zu bezeichnen?
Ein Kennzeichen des Fundamentalismus ist eine Lehre, die im Laufe der Jahre als „Arminianismus” bekannt wurde. Diese Lehre ist mit dem reformierten Glauben unvereinbar. Viele jedoch, die sich zum Arminianismus bekennen, bezeichnen sich gleichzeitig als reformiert und sind auch noch stolz darauf. Sie behaupten, reformiert zu sein, und vertreten gleichzeitig Lehren, die durch und durch arminianisch sind.
Was lehrt nun der Arminianismus? Man vertritt dort – entgegen der reformierten Lehre – die Sicht, dass die Errettung zum Teil vom Menschen abhängt: Sei es der Wille des Menschen, die Entscheidung des Menschen, oder die Macht des Menschen, Jesus Christus zu akzeptieren bzw. zurückzuweisen. Aber das ist nicht reformiert! Weiter wird gelehrt, dass Gott nicht etwa vor Anbeginn der Zeit nach Seinem eigenen Ratschluss ein Volk für sich erwählt hat. Nein, nach der arminianischen Lehre kommt Gottes Volk wie folgt zustande: Gott erwählt vor Anbeginn der Welt diejenigen, die sich eines Tages ohnehin für Ihn entscheiden werden und verwirft all jene, die sich nicht für Ihn entscheiden werden. Diese Sicht von Erwählung und Nicht-Erwählung teilte auch ein römisch-katholischer Priester, mit dem ich mich einmal über dieses Thema unterhielt. Er gab mir folgendes Beispiel: „Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf dem Dach eines hohen Gebäudes in einer belebten Stadt. Von dort aus können Sie eine Kreuzung überblicken. Stellen Sie sich weiter vor, dass zwei Autos auf verschiedenen Straßen auf diese Kreuzung zu fahren. Beide fahren 100 km/h und sind jeweils nur noch etwa 30 Meter von der Kreuzung entfernt. Daher kann man wohl davon ausgehen, dass diese Autos auf der Mitte der Kreuzung zusammenstoßen werden. Genau so sieht Gott voraus, wer das Evangelium glauben wird und wer nicht. Auf dieser Grundlage erwählt er dann Sein Volk und verwirft den Rest der Menschheit.” Diese Lehre ist nicht reformiert, sie ist arminianisch. Sie hat nichts mit dem Evangelium zu tun und widerspricht der Schrift. Jeder, der diese Lehre vertritt und gleichzeitig behauptet reformiert zu sein, weiß nicht, wovon er spricht.
Auch die Lehre, dass Christus für alle Menschen gestorben ist, ist arminianisch und nicht reformiert. Diese Lehre wird heute aber von fast jedem Christen als selbstverständlich anerkannt. Das geht sogar so weit, dass jeder, der diese Lehre in Frage stellt, auf Verwunderung und Irritation stößt. Es ist aber nun einmal nicht die reformierte Position, das Christus für jeden einzelnen Menschen gestorben ist! Das war es nie, das ist es nicht und das wird es nie sein!
Ebenso wenig reformiert ist die Sicht des Evangeliums als Einladung. Das Evangelium, das durch Gottes Fügung überall auf der Welt gepredigt wird, ist nach dieser Auffassung eine an jedermann gerichtete Einladung zur Errettung. Aus reformierter Sicht ist es aber nicht Gottes Wille oder Wunsch, dass ein jeder gerettet wird, der das Evangelium hört. Denn das ließe Gott aussehen wie jemand, der auf Knien und mit ausgestreckten Armen darum bettelt, dass die Menschen doch zu ihm kommen und in ihm Ruhe und Hoffnung finden. Der reformierte Glaube lehrt nicht, dass man sich für die Errettung entscheiden kann oder dass das Evangelium ein Angebot für jedermann darstellt.
Der reformierte Glaube lehrt nicht, dass es für einen Menschen möglich ist, dem Werk des Heiligen Geistes zu widerstehen. Weder ganz am Anfang noch bei der Vollendung des Werkes des Geistes. Der Mensch kann nicht in Unglauben und Sünde verharren während der Geist sich nach Kräften um Veränderung bemüht. Der Mensch kann nicht einfach munter auf der Straße Richtung Hölle weiter marschieren, während der Geist alle Hebel in Bewegung setzt, um diesen Menschen zu erretten. Das ist nicht reformiert! Das war es nicht, das ist es nicht und das wird es nie sein!
Es ist nicht reformiert, das Prinzip „Einmal Gotteskind – immer Gottes Kind” zu relativieren. Man kann nicht heute ein Gotteskind sein, Morgen wieder verloren gehen und vielleicht eine Woche später wieder gerettet sein. Nur um dann einen Monat später erneut auf der Straße zur Hölle zu marschieren. Das ist nicht reformiert. Das war es nie, das ist es nicht und das wird es niemals sein!
Die Lehre, dass Gott alle Menschen liebt, ist nicht reformiert. Auch ist Gott nicht so verzweifelt, dass er alle Menschen segnet, ihnen gegenüber gnädig ist und ihnen etwas aus Gnade schenkt, nur um dann im Gegenzug ihre Zuneigung zu gewinnen. Das ist Arminianismus. Jeder, der solche Lehren vertritt und sich trotzdem selbst als reformiert bezeichnet, hat entweder keine Ahnung vom reformierten Glauben, oder aber er lügt im Angesicht Gottes und der Gemeinde.
Der Begriff „reformiert” geht auf Calvin und die Reformation zurück.Es ist der Genialität Calvins zu verdanken, dass die Lehre, die Art und Weise der Anbetung sowie die Prinzipien der Gemeindeleitung grundlegend erneuert wurden. All diese Bereiche waren durch die falsche Lehre der römisch-katholischen Kirche durch und durch verdorben.
Auch Luther war ein Gegner des Katholizismus, er wird jedoch nicht als „reformiert” bezeichnet. Der Grund hierfür ist aber nicht, dass er eine wesentlich andere Lehre als Calvin vertrat. Vielmehr hatte ihm Gott im Rahmen der Reformation eine andere Aufgabe als Calvin zugedacht. Luther sollte das imposante und scheinbar unüberwindliche Lügengebäude von Roms gottlosem, abgefallenen und götzendienerischen Sacerdotalismus1 mit dem donnernden Kanonenschuss der Rechtfertigung aus Gnade allein zum Einsturz bringen. Und genau das tat er auch.
Nun war es an Calvin, die eigentliche Arbeit der Reformation aufzunehmen. Es reichte nicht aus, nur das widergöttliche und unbiblische Lehrgebäude der römisch-katholischen Kirche niederzureißen. Calvins Aufgabe war es, auf diesen Trümmern die Wahrheit der Schrift aufzurichten. Der reformierte Glaube besteht also in der Lehre, die der große Reformator aus Genf darstellte.
Es sei in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich beim reformierten Glauben um eine Lehre handelt. Das muss man verstanden haben. In diesem Punkt darf es keinerlei Unklarheiten geben. Wir leben in einer Zeit, in der man sich nicht oder nicht sonderlich für Lehre interessiert. Es wird vielmehr von der Leidenschaft gesprochen, „Seelen zu retten”, davon, zu den Verlorenen zu gehen oder von der Wichtigkeit der Missionsarbeit. Wir werden ja auch aufgefordert, hin zu gehen in alle Welt und das Evangelium der ganzen Schöpfung zu verkündigen (Markus 16,15). Das ist der klare Auftrag der Gemeinde. Und doch ist die Missionsarbeit nicht der einzige Auftrag der Gemeinde. Wer vergisst, dass es unsere primäre Berufung ist, für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist, ist gar nicht dazu in der Lage, Mission zu betreiben. Um es nochmals und mit aller Nachdrücklichkeit festzustellen: Der reformierte Glaube ist Lehre: Klare, sorgfältig erarbeitete, präzise, ausformulierte Lehre. Genau das ist der reformierte Glaube und nichts anderes. Wenn Sie sich nicht für Lehre interessieren, haben Sie auch kein Recht, sich „reformiert” zu nennen.
Wenn Sie nicht glauben, dass Calvin eine Lehre erarbeitet hat, schlage ich folgendes vor: Machen Sie es sich heute Abend in Ihrem Lieblingssessel gemütlich, nehmen Sie sich Calvins Unterricht in der christlichen Religion zur Hand und blättern Sie einfach mal 5 Minuten darin. Das sollte auch den letzten Rest Zweifel daran ausräumen, dass Calvin eine Lehre erarbeitet hat.
Wenn ich sage, dass der reformierte Glaube Lehre ist, meine ich damit nicht eine Lehre wie z.B. Geometrie. Die Gesetzmäßigkeiten der Geometrie mögen Sie glauben oder auch nicht, jedenfalls wird das keinerlei Einfluss auf Ihr Leben haben (abgesehen vielleicht von der Ausnahme, dass Sie Geometrie für Ihren Beruf benötigen). Dagegen ist die reformierte Lehre die Wahrheit von Gott. Ein Reformierter hat entsprechende Ehrfurcht davor, weil es eben die Lehre von Gott ist. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass Sie die Straße entlang gehen und die Unterhaltung dreier Männer mithören. Spöttisch grinsend unterhalten sie sich über Ihre Frau und nennen sie eine billige Hure. Vermutlich werden Sie daraufhin alles in Ihrer Macht stehende tun, um hier eine Klarstellung herbeizuführen und das Ansehen Ihrer Frau wiederherzustellen. Sie werden das tun weil Sie sie lieben und weil Sie das verleumderische Geschwätz nicht ertragen können. Sie wollen, dass über Ihre Frau nur die Wahrheit gesprochen wird.
Entsprechend will ein Reformierter, dass über Gott nur die Wahrheit gesprochen wird. Wenn über Gott unwahr oder abfällig gesprochen wird, missbilligt das ein Reformierter nicht einfach. Nein, er hasst so etwas inbrünstig. Dieser Hass gilt auch denen, die nicht die Wahrheit über Gott sprechen, sondern menschliche Vorstellungen oder eigene Theorien über Ihn verbreiten. Sie beugen sich nicht dem, was die Schrift über Gott sagt. Der reformierte Glaube lehrt aber die Wahrheit über Gott! Und jeder, der mit dem reformierten Glauben vertraut ist und Ihn aus tiefstem Herzen als die Wahrheit erkannt hat, wird ihn auch verteidigen. Er wird mit Elia sprechen: „Ich habe heftig geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen” (1. Könige 19,14).
Was ist nun aber der reformierte Glaube? Er ist die Wahrheit über Gott. Und wie es bereits Calvin tat, lehrt der reformierte Glaube, dass es nur einen Gott gibt, der in jeder Hinsicht absolut souverän ist. Er handelt nach Seinem eigenen Wohlgefallen und verwirklicht alles, was Er sich vorgenommen hat. Der reformierte Glaube lehrt, das Gott den Himmel und die Erde geschaffen hat. Er erhält jedes lebende Wesen durch Sein mächtiges Wort am Leben und herrscht über jedes lebende Wesen mit Seiner souveränen Macht. Daher kann sich nichts und niemand Seinem Willen widersetzen. Das gilt nicht nur für die Sterne, deren Bahn am Firmament Er lenkt und auch nicht nur für den kleinen Käfer, der auf dem Bürgersteig entlang krabbelt. Nein, auch das Herz eines Königs ist Seiner Souveränität unterworfen. Wie Salomon schon sagt: „Gleich Wasserbächen ist das Herz des Königs in der Hand des Herrn; er leitet es, wohin immer er will.” (Sprüche 21,1).
Der reformierte Glaube lehrt einen souveränen Gott. Wir glauben, dass selbst Assyrien, die Weltmacht der Zeit Jesajas, nur ein Spielball in Gottes Hand war: „Rühmt sich auch die Axt gegen den, der damit haut? Oder brüstet sich die Säge gegen den, der sie führt? Als ob der Stock den schwänge, der ihn aufhebt, als ob die Rute den erhöbe, der kein Holz ist!” (Jesaja 10,15). Weiter lehrt der reformierte Glaube, dass unser Herr Jesus Christus zwar Pilatus, Herodes und den Händen der gesetzlosen Juden ausgeliefert war, dennoch geschah all dies nach Gottes festgesetztem Ratschluss und Vorsehung (Apostelgeschichte 2,23). Der reformierte Glaube fragt mit den Worten des Propheten Amos: „Geschieht auch ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht gewirkt hat?” (Amos 3,6). Das ist der reformierte Glaube. Der Herr ist souverän und handelt nach Seinem Wohlgefallen, sowohl im Himmel wie auch auf Erden. Er setzt Könige ein und beendet ihre Herrschaft auch wieder, ganz so wie Er es will.
Die Frage, ob wir reformiert sind oder nicht, läuft letztlich auf folgendes hinaus: Hat die Souveränität Gottes, des Herrschers des Himmels und der Erde, den ihr gebührenden Stellenwert in unserer Lehre? Wollen wir einen souveränen Gott, wollen wir Ihn anbeten, Ihm dienen und ihm vertrauen? Oder reicht es uns, ein hilfloses Götzenbild zu haben, dass dem souveränen Willen des Menschen unterworfen ist? Wollen wir wirklich einem Gott dienen, der unfähig ist, diejenigen zu retten, die er retten will? Soll ein flehender Gott, einen flehender Christus, auf den freien Willen des Menschen angewiesen sein? Weder brauche ich einen solchen Gott, noch wollte ich ihn haben. Ich brauche einen Gott, der einen hilflosen und völlig verdorbenen Sünder rettet. Wenn ich einen solchen Gott nicht habe, gibt es keine Hoffnung.
Der reformierte Glaube lehrt mit Calvin, dass Gott bezüglich des gesamten Werkes der Errettung eines Menschen souverän ist. Er beginnt das Werk und beendet es auch. Der Mensch trägt hierzu nichts bei. Der reformierte Glaube lehrt mit Calvin, dass Gott sich vor Grundlegung der Welt ein Volk für Christus erwählt hat (Epheser 1,4). Diese Erwählung fand völlig unabhängig von allem statt, was der entsprechende Mensch einmal sein oder tun würde. Diese Erwählten sind dazu bestimmt, Sein Volk zu sein und mit ihm in der zukünftigen Herrlichkeit zu leben.
Gott hat nach Seinem Wohlgefallen festgelegt, wer die Verworfenen sind (Römer 9,22). Seine Gerechtigkeit kommt dadurch zum Ausdruck, dass die Verworfenen auf ewig die Strafe für ihre Sünden in der Hölle verbüßen werden.
Gott, der souveräne Herr, gab Seinen Sohn nicht um für alle Menschen zu streben. Er sollte nur für Seine Schafe sterben (Matthäus 1,21). Sein Sühnetod wurde denen zugerechnet, die Ihm vom Vater gegeben waren (Johannes 6,37). Durch Seinen vollkommenen Gehorsam am Kreuz schenkt Er Seiner Erwählten auf ewig die Erlösung.
Der reformierte Glaube lehrt, dass der Geist Christi, der zur Rechten Gottes sitzt, die unwiderstehliche Macht hat, zu Erretten. Dieser Geist durchstreift die Weite der gesamten Schöpfung. Er weiß, wer die Erwählten sind, für die Christus starb und für die Er Sein Blut vergoss. Er kommt in ihre Herzen, überwindet ihren Widerstand, reißt die Mauern Ihrer Rebellion ein und überwindet ihren bitteren Hass und ihre Feinschaft gegen Gott. Er nimmt die Zitadelle ihres Unglaubens ein, berührt ihre Herzen und macht aus Sündern Heilige. Aus Gotteslästerern macht Er solche, die Gottes Namen preisen. Durch Seine völlig unwiderstehliche Macht verändert Er Menschen und befreit sie aus der Sklaverei der Sünde.
Der reformierte Glaube lehrt mit Calvin, dass der Mensch völlig verdorben ist (Römer 3). Er ist so verdorben, dass er nicht nur außer Stande ist, Gutes zu tun, nein, er will es auch nicht tun. Er kann das Gute nicht wollen, ebenso wenig wie er danach streben kann. Er kann nicht danach suchen, er weiß nicht was das Gute ist. Alles, was er kennt, ist Hass, bitterer, niemals endender, unerbittlicher Hass auf alles, was gut ist und auf alles was Gott zugehörig ist. Seine Errettung hängt vollständig vom souveränen und unwiderstehlichen Werk des Geistes ab.
Der reformierte Glaube lehrt mit Calvin: „Einmal ein Gotteskind, immer ein Gotteskind” (vgl. Phil. 1,6). Wie der Herr selbst in Johannes 10,28 sagt: „Niemand wird sie aus meiner Hand reißen.” Auch wenn wir noch so tief in Sünde fallen, auch wenn wir noch so weit abseits von Gottes Wegen wandeln: Wir sind doch sicher in der allmächtigen Hand unseres Erlösers, der uns im Glauben erhält und bewahrt.Er wird uns – auch wenn es mit Züchtigung verbunden ist – zu Einsicht und Umkehr führen. Der Geist treibt und zum Kreuz, wo wir weinend auf unsere Knie sinken und um Vergebung bitten. Anschließend klammern wir uns wieder an den blutenden Körper unseres Erlösers.
Der reformierte Glaube lehrt, dass der Glaube, durch den wir uns an Christus klammern, nicht aus uns ist – er ist Gottes Gabe (Epheser 2,8). Gott gibt uns nicht nur die Fähigkeit zu Glauben, er bewirkt den Glauben selbst in uns. Der reformierte Glaube lehrt daher, dass das Evangelium weder eine Einladung, noch ein Angebot, noch ein Ausdruck von Gottes Liebe gegenüber jedermann oder das Flehen des Erlösers ist. Wie Paulus in Römer 1,16 sagt, ist das Evangelium vielmehr Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt.
Der reformierte Glaube lehrt nicht, dass Gott alle Menschen liebt. Auch wird nicht gelehrt, dass alle Menschen Seine Zuwendung und Seine Gnade empfangen. Gott zürnt stattdessen täglich dem Treiben der Gottlosen, wie es der Psalmist an vielen Stellen zum Ausdruck bringt (Psalm 7,12 und andere). Der reformierte Glaube lehrt – wie es der Weise Israels in den Sprüchen ausdrückt – „Denn der Verkehrte ist dem Herrn ein Greuel, aber mit den Aufrichtigen hat er vertrauten Umgang.” (Sprüche 3,32). Der reformierte Glaube lehrt, dass Er für die Gottlosen nichts als Hass und Fluch übrig hat. Wie Asaph in Psalm 73, 18 singt: „Du stellst sie auf schlüpfrigen Boden; du lässt sie fallen, dass sie in Trümmer sinken.”
Der reformierte Glaube lehrt mit Calvin, dass den Erwählten, für die Christus gestorben ist, alle Dinge zum Besten dienen (Römer 8,28). Die reformierte Lehre macht dadurch klar, dass Gott Gott ist und alles nach Seinem Wohlgefallen fügt. Er allein ist der souveräne Heilige Israels, dem aller Lobpreis, alle Ehre und alle Macht gebührt. Jetzt und für alle Zeit. Das ist der reformierte Glaube, und nur das allein.
Diejenigen, die diese Wahrheiten in Frage stellen, sind nicht reformiert. Jeder, der irgend etwas anderes glaubt, kann sich nicht „reformiert” nennen. Es war nie reformiert, etwas anderes zu lehren. Nicht zur Zeit des Genfer Reformators und auch heute nicht. Und dies wird so bleiben, bis der Herr wiederkommt.
Diejenigen, die reformiert sein wollen und etwas anderes lehren, tun dies entweder aus Unwissenheit oder sie segeln unter falscher Flagge.
Ihr Piratenschiff segelt unter der Flagge ihrer Majestät. So können sie anderen auflauern und sie in die Irre führen, was schließlich zu deren Untergang führt. Sie sind die Feinde des reformierten Glaubens. Das müssen wir wirklich verstanden haben.
Der Herr drückte sich sehr klar aus, wenn er zu Seinen Jüngern sagte: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut!” (Matthäus 12,30) Entweder oder, schwarz oder weiß. Es gibt keine dritte Option, kein grauer Bereich, wo man sich so lange aufhalten kann, bis man zu einer Entscheidung gekommen ist. Entweder man teilt den reformierten Glauben oder eben nicht, entweder man liebt ihn aus tiefstem Herzen oder man hasst ihn. Der reformierte Glaube beansprucht für sich diese exklusive Stellung, weil er die exklusive Stellung der Schrift und die exklusive Stellung eines souveränen Gottes beansprucht, der Sich selbst auf den Seiten der Schrift offenbart hat.
In zweiter Linie ist der reformierte Glaube auch eine Weltanschauung. Er definiert also, wie wir die Welt um uns wahrnehmen und bewerten.
Der reformierte Glaube lehrt, dass ein erwähltes, gläubiges Gotteskind in Anbetracht dieser Welt mit Jesus ausspricht: „In der Welt, aber nicht von der Welt.” (vgl. Johannes 17,14). Es muss uns absolut klar sein, dass Lehre und Lebenswandel Hand in Hand gehen.
Es ist eine Tragödie, dass in einer Zeit, in der die christliche Lehre ohnehin weitgehend unbekannt ist, selbst fromme Christen der Meinung sind, dass Lehre unwichtig ist. Man nimmt es mit der Lehre nicht so genau oder interessiert sich erst gar nicht erst dafür. Viel wichtiger sei die Lebensweise, so wird gesagt. Geht es beim reformierten Glauben und der christlichen Religion also nur noch darum, moralisch korrekt zu handeln? Soll es darauf hinauslaufen? Gott bewahre uns davor. Moral ohne Lehre ist wertlos. Die Welt, die eine Welt des Unglaubens und des Heidentums ist, hat im Laufe der Geschichte einige der moralisch hochstehendsten Menschen hervorgebracht. Zu den Menschen mit den höchsten moralischen Standards gehörten beispielsweise griechische Philosophen. Doch was hat das mit dem christlichen Glauben zu tun? Und was vor allem mit dem reformierten Glauben? Die Antwort ist: Nichts. Lehre und Lebensweise gehören zusammen. Was jemand für wahr hält bestimmt sein Leben. Wenn dieses Leben aber nicht im Glauben verwurzelt ist, hat es keine Bedeutung. Die Auffassung über die Wahrheit der Schrift ist selbst eine Lebensweise. Das ist gemeint, wenn von „Antithese” die Rede ist.
Wenn es stimmt, dass Gott alle Menschen liebt, dass allen Menschen Seine Gnade zu Teil wird, dass alle Menschen Seine Güte, Seine Freundlichkeit und Fürsorge erfahren; wenn allen Menschen Seine „Allgemeine Gnade” und ausnahmslos allen Menschen Seine Liebe durch Christus am Kreuz zu Teil wird, dann gibt es keine „Antithese” mehr zwischen der Welt und der Gemeinde Gottes. Leider wird dies aber heute so gesehen.
Nehmen wir einmal an, das wäre tatsächlich so. Wenn Gott also alle Menschen liebt, wenn Er gnädig und freundlich gegenüber jedermann ist, so wird das ja seinen Niederschlag in der allgemeinen Güte der Menschen finden. Sicher gibt es in der Geschichte Monster wie Stalin oder Hitler, aber abgesehen davon hat der Mensch doch viel Gutes in sich. So gibt es z.B. Philantrophen oder Menschen, die beeindruckende Werke der Kunst geschaffen haben: Gemälde von ergreifender Schönheit und Musikkompositionen von unvergleichlicher Perfektion. Menschen geben von ihrem Millionenvermögen für Projekte, die der Gesellschaft zu Gute kommen, wie z.B. für den Bau von Krankenhäusern. Menschen verfolgen erstrebenswerte Ziele in dieser sündhaften Welt, so z.B. das Ziel einer Welt, in der es keine Kriege mehr gibt. Es gibt sogar Menschen, die sich gegen Abtreibung, Homosexualität und sexuelle Perversionen aussprechen. Nehmen wir also an, dass all diese Dinge dem gnädigen, freundlichen und gütigen Werk Gottes durch Seinen in jedem Menschen wirkenden Geist zuzuschreiben sind. Diese „Allgemeine Gnade” würde doch die tiefe Kluft zwischen der Gemeinde Gottes und der Welt überwinden und eine Brücke darüber bauen. Dies würde es der Welt erlauben, über die Gemeinde hereinzubrechen und ebenso der Gemeinde, freudig hinaus in die Welt zu laufen. Diese Vorstellung ermutigt doch die Gemeinde, sich für alle möglichen Unternehmungen mit der Welt zu vereinen. Sei es nun in der Wissenschaft, in den Werken der Philantrophie, bezüglich Fragen der Moral, in der Politik (hier insbesondere das Einsetzen bestimmter Personen in bestimme Ämter), bezüglich Fragen der Wirtschaft oder in anderen Bereichen. Hier gibt es genug Raum für Zusammenarbeit und Übereinstimmungen. Es gibt genügend Gelegenheiten, bei denen die Ungerechten mit den Gerechten Hand in Hand zusammenarbeiten können.
Der reformierte Glaube kann solche Überlegungen nur in die tiefsten Tiefen der Hölle verdammen! „Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«. Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an!” (2. Korinther 6,14-17). Das ist der reformierte Glaube: Die scharfe Klinge der Antithese schneidet durch jede Facette des Lebens eines Gotteskindes in dieser Welt.
Mir ist durchaus bewusst, dass wir zusammen mit den Ungerechten in dieser Welt leben. Sie arbeiten neben uns in der Fabrik oder wohnen im Haus nebenan. Wir gehen in den gleichen Lebensmittelladen wir sie, wir essen das gleiche Essen und teilen uns mit ihnen Gottes Schöpfung. Das alles soll hier gar nicht zur Debatte stehen. Jedoch durchdringt der Hass des Ungläubigen auf Gott ausnahmslos jeden einzelnen Aspekt seines Lebens, ebenso richtet der Gläubige sein Leben auf Gott aus. Paulus spricht sogar davon, dass unsere Betrübnis von einer gänzlich anderen Art als die Betrübnis der Ungläubigen ist: „Denn die gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil, die man nicht bereuen muss; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.” (2. Korinther 7,10). Unsere Freude ist eine andere Freude als das Gelächter dieser Welt. Unser ganzes Leben ist anders, weil der Geist Gottes in uns himmlisches Leben angelegt hat. Wir sind Bürger des Himmelreiches und gleichzeitig Pilger und Fremde auf dieser Erde. Wir fühlen uns den Dingen dieser Welt nicht verbunden, unser Bürgerrecht ist im Himmel. Das Ziel unserer Reise ist unseres Vaters Haus. Die Dinge dieser Welt beschäftigen uns nur so weit, wie es für unsere Pilgerreise notwendig ist, die wir freudig und in Dankbarkeit gegenüber unserem himmlischen Vater auf uns nehmen. Wir dienen unseren Herrn Jesus Christus unser ganzes Leben lang. Und Sein Reich ist nicht von dieser Welt, sondern es ist das himmlische Königreich (vgl. Johannes 18,36).
Seit den Tagen Calvins hält sich der reformierte Glaube an folgenden Grundsatz: „Eine reformierte Gemeinde ist eine sich reformierende Gemeinde”. Was bedeutet das? Kurz gesagt bedeutet es, dass keine Gemeinde jemals geistlich stagnieren darf. Eine geistlich stagnierende Gemeinde ist wie ein Eimer Wasser, den man irgendwo hinstellt und dann nicht mehr bewegt: Bald bildet sich grüner Schleim auf der Wasseroberfläche und es beginnt zu stinken. Eine Gemeinde kann nicht geistlich stagnieren, entweder sie bewegt sich vorwärts oder rückwärts, eins von beidem. Die große Tragödie heutzutage ist, dass sich die Gemeinden im Allgemeinen geistlich rückwärts bewegen. Sie haben sich schon so weit rückwärts bewegt, dass sie gar nicht mehr wissen, was „reformiert sein” bedeutet. Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass die Gemeinden weitgehend vergessen haben, was es eigentlich bedeutet, Gemeinde zu sein. Sicher haben die Gemeinden eindrucksvolle Gebäude und ambitionierte Programme, die Millionen von Pfund kosten. Sicher äußern sich die Gemeinden in der Öffentlichkeit zu allen möglichen sozialen Fragen und beziehen laut und engagiert Stellung zu Fragen der Politik und Gesellschaft. Und doch haben die Gemeinden aufgehört, „Gemeinde” zu sein.
Eine reformierte Gemeinde bewegt sich geistlich vorwärts. Warum? Paulus sagt in Römer 11,33: „O welche Tiefe des Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Gerichte, und wie unausforschlich seine Wege!” Die Schrift hat einfach so viel geistliche Tiefe, dass wir sie so lange wir hier auf der Erde leben niemals gänzlich ergründen werden. In 1. Korinther 13,12 sagt Paulus, dass die Schrift wie ein Spiegel ist. Hinter uns leuchtet Jesus Christus, so dass ein Teil Seiner Herrlichkeit durch die Schrift wiedergespiegelt wird. Und die Herrlichkeit Christi ist die Offenbarung Gottes an uns durch die Schrift. Was wir dort sehen ist von einer überwältigenden Schönheit. Allerdings können wir können nur einen Teil Seiner Herrlichkeit erkennen. Paulus sagt, dass wir uns eines Tages herumdrehen werden und ihm ins Angesicht schauen (1. Korinther 13,12). Dann werden wir den Spiegel nicht mehr brauchen, weil wir bei ihm sind und die Wahrheit in ihrer Vollkommenheit kennen werden. Gleichwohl haben wir die Schrift, und selbst wenn die Welt noch Milliarden von Jahre bestehen sollte, ist darin die Wahrheit enthalten, die wir mit unserem schwachen Verstand nur im Ansatz begreifen. Das ist die Offenbarung Gottes durch Christus. Eine reformierte Gemeinde ist sich dessen bewusst.
Sie verweigert sich nicht der Vergangenheit, Gott bewahre uns davor. Sie erhält dieses ruhmvolle Erbe des reformierten Glaubens als eine Gabe des Geistes der Wahrheit an die Gemeinde Gottes. Sie erhält diese unschätzbar wertvolle Gabe, für die unzählige Menschen ihr Leben ließen, mit demütiger Danksagung. Dafür haben diese Menschen ihr Blut vergossen, ihnen war dieses Erbe wichtiger als ihr Leben. Sie sind Heilige und Märtyrer, die sich jetzt der Gemeinschaft mit anderen vollkommen gemachten Gläubigen erfreuen. Dieses Erbe ist mit dem Blut der Heiligen geschrieben, mit denen wir dereinst zusammen in der Herrlichkeit sein werden. Wir erhalten dieses Erbe mit aller Demut und Ehrfurcht. Wenn wir es in unseren Händen halten, verstehen wir, dass uns Gott hier einen unvorstellbar wertvollen Besitz anvertraut.
Aber was sollen wir nun damit machen? Es für einen Teller Linsensuppe verkaufen? Es in alle vier Winde verstreuen? Sollen wir untreu gegenüber denjenigen sein, die dieses Erbe durch Blut und Leid erkauft haben? Sollen wir das Opfer dieser Menschen mit Füßen treten, in dem wir nachlässig, gleichgültig oder töricht über einen „reformierten Glauben” sprechen? Nein, wir behüten dieses kostbare Erbe wie unseren Augapfel. Wir geben es unseren Kinder zu treuen Händen weiter, weil es das Wissen von Gott darstellt. Jesus betet in Johannes 17,3: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.”
Wenn wir nun diesen Schatz haben, diesen Glauben, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist, dann sind wir nachdrücklich dazu aufgerufen, dafür zu kämpfen (vgl. Judas 3). Auch wenn das bedeutet, dass wir dafür Verachtung und Spott ausgesetzt sind. Auch wenn wir nur Wenige sind, ist dieses Erbe viel zu wertvoll als dass wir es auf dem Altar der Beliebtheit und der gesellschaftlicher Anerkennung opfern könnten. Dieses Erbe ist unsere Errettung.
Eine reformierte Gemeinde nimmt dieses Erbe und bewegt sich damit voll Freude und Eifer geistlich vorwärts. Mit der Freude an der Wahrheit erforscht sie die Schrift, um so zu einem klareren, umfassenderen und gesegneteren Verständnis von Gottes kostbarem Wort zu kommen. Eine reformierte Gemeinde ist eine treue Gemeinde, eine Gemeinde, die sich immerfort mit den Wahrheiten der Schrift befasst.
Das ist also der reformierte Glaube. Sind Sie nach dieser Darstellung reformiert? Wenn Sie das nicht sind, wenn diese Lehre nichts für Sie ist, so ist das letztlich Ihre Sache. In dieser Welt haben Sie schließlich das Recht, zu glauben, was Sie wollen. Aber denken Sie auch daran, dass Sie eines Tages Dem, der auf dem großen weißen Thron sitzt, Rechenschaft ablegen müssen. Und wenn Sie dann vor Ihm stehen, wird er Sie nicht fragen: „Welche großen Werke hast Du vollbracht? Wie viele Seelen hast Du versucht, für mich zu retten?” Er wird Sie auch nicht fragen, ob Sie versucht haben, das Reich Gottes auf dieser Welt voranzubringen. Das interessiert Ihn nicht. Er wird Ihnen präzise eine Frage stellen: „Standest Du treu zu meinem Wort uns zu meiner Wahrheit?” Das ist alles.
Wenn Sie nicht reformiert sein wollen, dann ist das Ihre Entscheidung. Aber bitte bezeichnen Sie sich dann nicht vor Gott und Seiner Gemeinde als reformiert. Glauben Sie, was Sie wollen, aber bitte bezeichnen Sie sich dann nicht als reformiert.
Wenn Sie reformiert sind und das auch sein wollen, wenn Sie die Wahrheit der großen Herrlichkeit des allmächtigen Gottes lieben, dann sind Sie herzlich eingeladen, in diesen finsteren Zeiten unserem Kampf für die Wahrheit des Evangeliums beizutreten. Es ist nur noch eine kurze Zeit, das Ende ist nahe. Lasst uns arbeiten solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. (Johannes 9,4).
1 Das ist die römisch-katholische Lehre von der notwendigen Mittlerschaft des Priesters zwischen Gott und Mensch.
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